Nach langem Kampf

Heimischer Spielepublisher JoWooD ist pleite

Spiele
07.01.2011 17:04
Der börsenotierte steirische Spielhersteller JoWooD ist nach wirtschaftlich turbulenten Zeiten nun in die Insolvenz geschlittert. Letzte große Veröffentlichung JoWooDs war "Arcania: Gothic 4" im Oktober 2010, mit dem Bug-behafteten Vorgänger "Gothic 3" samt Add-on "Götterdämmerung" hatte sich das Unternehmen viel Kritik von Spielern und Presse eingehandelt. Wie es mit JoWooD weitergeht, steht noch nicht fest - in einer Mitteilung vom Freitag hieß es, die Firma solle saniert werden.

Laut Kreditschutzverband von 1860 (KSV) betragen die Passiva der JoWooD Entertainment AG rund 21,9 Millionen Euro, den Gläubigern wurde ein Quote von 20 Prozent angeboten, was laut KSV aber wohl nicht ausreichend sein werde. Der Handel der Aktien wurde am Freitag kurz nach 13.00 Uhr ausgesetzt.

Als Grund für die Insolvenz führ das Unternehmen an, dass eine Neustrukturierung samt Kapitalzuschuss gescheitert ist. Der Vorstand hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt.

Ehemaligen Hauptaktionär Koch Media verklagt
Vor zwei Tagen hatte JoWooD ad hoc mitgeteilt, dass der ehemalige Hauptaktionär Koch Media auf 2,36 Millionen Euro verklagt wurde. Der Vorwurf: Die von Koch Media im Zuge der bei JoWooD im Jänner 2006 durchgeführten Sachkapitalerhöhung als Sacheinlage eingebrachten Forderungen waren überbewertet.

Millionenschwerer Verlust
Die Tiroler Koch Media hatte zuweilen bis zu 45 Prozent an den Steirern gehalten. Als sich die Tiroler zurückgezogen hatten, sprachen sie davon, dass die "Rettungsaktion" geglückt sei. In den ersten neun Monaten bis September 2010 fuhr JoWooD unterm Strich einen Konzernverlust von 25 Millionen Euro ein. Im abgelaufenen Jahr fielen Millionenabschreibungen auf den Beteiligungsansatz der Konzerntochter DreamCatcher (Goodwill) bzw. JoWooD Iberica S.L. (in Stilllegung) an.

JoWooD soll fortbestehen
Bei der Bekanntgabe der Drittquartalszahlen hatte die Gesellschaft Mitte Dezember gemeldet, gegenwärtig mit Investoren zu verhandeln, um die Eigenkapitalbasis und Liquidität zu stärken. Das war allerdings nicht das erste Mal, dass die Steirer in wirtschaftlichen Turbulenzen waren. Nunmehr hat JoWooD die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens beim Handelsgericht Wien beantragt. Die Anleihengläubiger werden gebeten, sich direkt beim Unternehmen zu melden. "Der Vorstand geht davon aus, dass die Verhandlungen mit den Gläubigern und möglichen Investoren innerhalb von 90 Tagen positiv durchgeführt und abgeschlossen werden können und somit der Fortbestand des Unternehmens gesichert werden kann", hieß es in der Mitteilung vom Freitag.

Investoren gesucht
Die Eröffnung des Sanierungsverfahrens soll noch nicht das Ende der Firma bedeuten. "Wir haben die Bleistifte nicht auf den Tisch geschmissen", sagte JoWooD-IR-Verantwortlicher Philipp Brock. Man sei auf der Suche nach Investoren, Gespräche seien in fortgeschrittenem Stadium.

1995 gegründet, seit 2000 an der Börse
JoWooD wurde 1995 gegründet und ging im Jahr 2000 an die Wiener Börse. Zuletzt notierte das Papier am Freitag gegen 10.30 Uhr bei 0,923 Euro, das ist ein sattes Plus von 8,33 Prozent gegenüber dem Vortag. Das Unternehmen ist in den Kernmärkten Europas und in Nordamerika tätig und beschäftigt gruppenweit 85 Mitarbeiter, etwa 20 bis 25 davon in Österreich. Die Spielehersteller befindet sich zu 76,24 Prozent im Streubesitz, 13,76 Prozent hält VenGrowth Technology, 5 Prozent Erste-Sparinvest KAG und weitere 4,94 Prozent Pioneer Investments Austria Ltd.

Turbulentes Jahr für JoWooD
Das vergangene Jahr ist für die Firma ziemlich turbulent verlaufen. Im April 2010 legte Albert Seidl, Vorstandsvorsitzender und CEO, sein Vorstandsmandat zurück, Ende Oktober verlor JoWooD außerdem seinen Finanzvorstand Klemens Kreuzer. Im August gab das Unternehmen bekannt, seinen Halbjahresbericht zu verschieben. Erst Monate später, als am 9. November die außerordentliche Hauptversammlung tagte, wurde die Bilanz für das erste Geschäftshalbjahr veröffentlicht. Bei einem Umsatz von 2,596 Millionen Euro fuhr das Unternehmen einen Verlust von 20 Millionen Euro ein.

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