Beim Baustellenrundgang im Salzburger Franziskanerkloster gibt es an jeder Ecke etwas zu entdecken. Gleich zweifach wird das Gelände vom Almkanal durchflossen, einmal sichtbar im Garten, einmal unterirdisch von Steinplatten verdeckt – dort wo es einmal ein Sägewerk und dann auch eine Krankenstation gab. Ein paar Schritte weiter steht ein Überraschungsfund der Sanierung: ein tonnenschwerer Marmorblock, bei dem es sich um eine fürstliche Badewanne handelt. Im Stockwerk darüber befindet sich ein Tor zum angrenzenden St. Peter. Es diente zeitweise als Beichtgitter zwischen dem männlichen Klosterbereich und jenem der Petersfrauen. Über den Sündenablass hinaus gehende Kontakte seien nicht belegt, aber durchaus wahrscheinlich, erzählt Historikerin Dagmar Redl-Bunia schmunzelnd.
Das Kloster steht auf Bauresten aus beinahe zwei Jahrtausenden, von den Römern über das Mittelalter bis in die Neuzeit. Die Nationalsozialisten enteigneten den Gebäudekomplex im Zweiten Weltkrieg. Im Kreuzgang installierten sie Büros, der heutige Speisesaal der Mönche war der Verhörraum der Gestapo. Später kamen die Amerikaner, danach zog bis 1974 das ORF Landesstudio ein. Ein Areal mit Geschichte und vielen Geschichten.
Für die heutigen Franziskaner ist es das Zentrum, von dem aus sie sich nach dem Vorbild des Ordensgründers um Menschen „in seelischen und materiellen Nöten“ kümmern. „Als Ort der Begegnung, der Spiritualität und als Anlaufstelle. Damit wir nicht nur die Welterbe-Fassade des Klosters bewahren“, verweist Pater Oliver Ruggenthaler auf die Seelsorge-Tätigkeit der Brüder.
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