Hidden Champions

Vorarlbergs geheime Weltmarktführer

Vorarlberg
13.04.2021 09:00

In Vorarlberg gelten die Hidden Champions als verlässliche Arbeitgeber und sie engagieren sich - wie etwa der Beschlägehersteller Blum oder der Harder Verpackungsspezialist Alpla - in Lehre, Bildung & Co.

Jenseits der Grenzen sieht es mit dem Bekanntheitsgrad der Hidden Champions dann schon ganz anders aus: Die wenigsten Küchenbesitzer wissen, dass Blum-Scharniere in ihren Schränken verbaut sind. Ähnliches gilt auch für viele Plastikgebinde, die nahezu täglich verwendet werden: Nur Eingeweihte dürften wissen, wofür das kaum sichtbare rechteckige „a“ am Verschluss oder Boden eines Gebindes steht.

Erfolgsgeschichten
Der Erfolg der beiden Unternehmen ist dennoch nicht von der Hand zu weisen. Stolze 3,69 Milliarden Euro Umsatz wies Alpla im Geschäftsjahr 2020 auf. In der 1955 von Alwin und Helmuth Lehner gegründeten „Alpenplastik Lehner Alwin OHG“ sind heute 21.600 Mitarbeiter an 178 Produktionsstätten in 45 Ländern beschäftigt. Eine ähnliche Erfolgsgeschichte weist der orange Nachbar auf: 1952 begann der gelernte Huf- und Wagenschmied Julius Blum mit der Herstellung von Hufstollen. Knapp 70 Jahre später - im Geschäftsjahr 2020 - erwirtschaftete Blum 1906,92 Millionen Euro Umsatz, 44 Prozent davon in der EU, 15 in den USA und 41 im Rest der Welt.

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Hidden Champions sind extrem wichtig für die regionale Wertschöpfung. Sie reinvestieren, wodurch nicht nur Mitarbeiter, sondern auch andere Unternehmen profitieren.

Jimmy Heinzl, Geschäftsführer der WISTO

Heimliche Gewinner
Für den deutschen Unternehmensberater Hermann Simon, der 1990 erstmals den Begriff „Hidden Champion“ definierte, zählen Alpla und Blum ebenso wie 14 weitere Vorarlberger Unternehmen zu dieser Kategorie. „Heimliche Gewinner“ sind für ihn Unternehmen, die in ihrer Branche Nummer 1, 2 oder 3 auf dem Weltmarkt - oder zumindest Nummer 1 auf ihrem Heimatkontinent sind. Der Jahresumsatz liegt bei über drei Milliarden Euro. In der Öffentlichkeit sind die „Hidden Champions“ kaum bekannt, da sie oft einen Nischenmarkt bedienen, nicht börsennotiert und inhabergeführt sind.

Starke Umsätze
Die nun schon über 30 Jahre alte Definition hat sich kaum verändert. „Hidden Champions sind maßgeblich gesettelt, erwirtschaften starke Umsätze, ohne dass den Menschen die Marken bekannt sind“, sagt Jimmy Heinzl, Geschäftsführer der Wirtschafts-Standort Vorarlberg GmbH (WISTO). Neben Alpla und Blum nennt er Zumtobel, Bachmann electronics, Jägerbau oder Omicron.

Forschungen zu Hidden Champions
An der Fachhochschule Campus 02 in Graz forscht Professor Georg Jungwirth seit 2007 zum Thema Hidden Champions. „Wir arbeiten mit der üblichen Definition, haben aber den Jahresumsatz für österreichische Unternehmen auf 300 Millionen nach unten korrigiert“, sagt er. Entsprechend hat er Alpla, Blum und Zumtobel bereits zum Weltmarktführer hochgestuft und schwärmt von den neuen Champions wie identic solutions in Lustenau.

Industrieorientiertes Bundesland
Gemessen an der Einwohnerzahl ist die Dichte der Hidden Champions im westlichsten Bundesland relativ hoch. „Das liegt unter anderem daran, dass Vorarlberg nach Oberösterreich das am stärksten industrieorientierte Bundesland ist. Die Wertschöpfung der Industrie liegt bei über 30 Prozent“, erklärt der WISTO-Chef. Um erfolgreiche Unternehmen aufzubauen, sind für Heinzle neben den äußeren Rahmenbedingungen zwei Faktoren entscheidend: „Es braucht Unternehmer, die Unternehmer sind. Also Menschen, die eine gewisse Risikobereitschaft haben, die neue Produkte auf neuen Märkten präsentieren, die auf Innovationen setzen.“ Zudem müssen gut ausgebildete und motivierte Arbeitnehmer an Bord sein. „In Vorarlberg wird zu Recht auf die duale Ausbildung gesetzt. Wie gut die Aufstiegschancen nach einer Lehre sind, zeigt sich bei Liebherr. Dort bekleidet ein ehemaliger Lehrling inzwischen den Posten des CEO.“ Jungwirth verweist zudem auf Investitionen in Forschung und Entwicklung. „Im Durchschnitt investieren Hidden Champions 9,7 Prozent des Umsatzes, um die Produktqualität dauerhaft zu sichern.“

Trigger-Effekt
Die Bedeutung der Hidden Champions ist vor allem aufgrund der Wertschöpfung groß: „Meistens handelt es sich um sehr stark exportorientierte Unternehmen in Familienbesitz, die in Vorarlberg reinvestieren. Unterm Strich sind Hidden Champions ein Trigger für die gesamte Binnenwirtschaft“, sagt Heinzl.
Und noch eine weitere Rolle kommt den großen, erfolgreichen Unternehmen zu: Für die „jungen Wilden“ könnten sie als Vorbild und Beispiel gelten, was alles möglich ist. „Die Pipeline in Vorarlberg ist gut gefüllt mit Hidden Champions von morgen“, meint Heinzle. So gebe es einige Mittelständler auf dem Sprung in die Eliteliga und eben auch ein paar spannende „Newcomer“ wie beispielsweise Webgears in Götzis.

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