Bregenzer Festspiele

Eruptiver Geniestreich am Sonntagmorgen

Vorarlberg
28.07.2025 16:25

Bei der Orchestermatinee der Bregenzer Festspiele hinterließ die Tondichtung „Kullervo“ von Jean Sibelius einen tiefen Eindruck. Das lag vor allem an den klangschönen Darbietungen aller beteiligten Musiker.  

Es hört nicht auf mit den finnischen Überraschungen bei den diesjährigen Bregenzer Festspielen. Beim zweiten Orchesterkonzert der Wiener Symphoniker am Sonntagvormittag erlebte das Publikum im ausverkauften Festspielhaus ein Werk, das singulär dasteht – sowohl im Schaffen des Komponisten Jean Sibelius als in der gesamten klassischen Musik.

Tragischer Held
Mit 27 Jahren schrieb Sibelius dieses Werk, welches der stets Schwierige, der die letzten 30 Jahre seines Lebens nichts mehr komponierte, bald wieder zurückzog. „Kullervo“ erzählt die Geschichte des gleichnamigen tragischen Helden, einem Waisenkind, das in die Sklaverei verkauft wurde. Kullervo kann sich behaupten und findet seine Familie wieder. Mit einem Schlitten unterwegs, begegnet er einem schönen Mädchen und verführt es, ohne zu wissen, dass es seine verloren geglaubte Schwester ist. Als er das erkennt, nimmt sich Kullervo aus Scham das Leben.

Parallelen zur Geschichte Finnlands, das Jahrhunderte in schwedischer und russischer Fremdherrschaft lebte, aber auch zum Ödipus-Mythos, dem Thema der heurigen Hausoper, sind unverkennbar. Keine leichte Kost also für einen Sonntagmorgen, zumal dieses Werk mit einer derartigen musikalischen Wucht daherkommt, dass es einem den Atem raubt.

Finnischer Männerchor 
Höchst eindrucksvoll trägt der „YL Male Voice Choir“, ergänzt von den Herren des Prager Philharmonischen Chors und dem Bregenzer Festspielchor, in deklamierenden Ton die Geschichte in finnischer Sprache vor. Der Part der Geschwister wurde gegeben von der Sopranistin Marjukka Tepponen und dem Bass Ville Rusanen, die sich voll in ihre Rollen einfühlten – auch bei den orchestralen Zwischenspielen, die oft klangmalerisch das „Waldweben“ schilderten oder die Glöckchen an Kullervos Schlitten – von den fünf Sätzen waren drei ohnehin rein instrumental.

Und endlich seien dem Dirigenten Jukka-Pekka Saraste und den Wiener Symphonikern Rosen gestreut für die klangschöne Umsetzung der komplexen Partitur. Durch ihre sorgsame Musizierweise kam auch die einleitende Komposition „Drift“ von Sebastian Fagerlund zur Entfaltung.

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