Neue Pläne für LKH

Rüscher krempelt Spitalslandschaft um

Vorarlberg
28.07.2025 17:25

Die Standorte der Krankenhäuser bleiben bestehen, inhaltlich werden sie aber in die Regionen Nord und Süd aufgeteilt. Nun wird nicht mehr auf eine wohnortnahe Spitalsbehandlung Augenmerk gelegt, sondern viel eher auf Kräfte und Kompetenzen – dies aufgrund von steigenden Kosten.

Die Vorarlberger Spitallandschaft steht vor großen strukturellen Veränderungen. Zwar sollen alle sieben Standorte beibehalten werden, inhaltlich werden sie aber in die Regionen Nord und Süd aufgeteilt. „Wir wollen künftig alle wichtigen Fächer ein Mal im Norden und ein Mal im Süden anbieten“, erklärte Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP). Eine „wohnortnahe Spitalsbehandlung“ stehe nicht mehr im Vordergrund. Vielmehr gehe es um die Bündelung der Kräfte und Kompetenzen. Angesichts steigender Kosten und klammer öffentlicher Kassen müsse man „härter eingreifen“.

Im diesjährigen Landesvoranschlag sind bei einem Gesamtrahmen von 2,6 Milliarden Euro rund 249,1 Millionen Euro zur Finanzierung der Krankenanstalten (Beiträge an den Landesgesundheitsfonds und Entlastungsbeiträge an die Gemeinden) sowie 420,6 Millionen Euro an Personalkosten vorgesehen – der Gesundheitsbereich verschlingt somit ein Viertel des Landesbudgets.

Gegenüber 2024 bedeutet das Mehrkosten von 52,3 Millionen Euro (8,5 Prozent), die Ertragsanteile des Bundes steigen voraussichtlich aber lediglich um 1,8 Prozent. Die neue Struktur soll eine Perspektive über 2030 hinaus bieten. „Jedes Haus wünscht sich einen OP-Roboter. Den können wir uns aber nicht sieben Mal leisten“, erläutert die Gesundheitsreferentin.

Ein zentraler Standort nicht realisierbar
Zur Erarbeitung einer neuen Struktur sei man vom Gedanken ausgegangen, wie man die Spitallandschaft heute strukturieren würde, könnte man „bei Null“ beginnen, erklärte Rüscher. Ein einziger zentraler Standort in der Mitte des Landes sei aber bei Kosten von 1,8 Milliarden Euro nicht nur nicht leistbar. Er würde vielmehr auch das Kriterium nicht erfüllen, wonach für 90 Prozent der Landesbürger ein Krankenhaus innerhalb einer halben Stunde erreichbar sein muss.

Deshalb gehe man in Vorarlberg einen anderen Weg: Man denke in den Regionen Nord und Süd und ordne die bestehenden Krankenanstalten zu: Bregenz, Dornbirn, Hohenems dem Norden, Feldkirch und Bludenz dem Süden. Dazu kommen noch das Krankenhaus Maria Ebene in Frastanz für Suchterkrankungen sowie das Krankenhaus Rankweil mit seiner Spezialisierung auf Psychiatrie und Neurologie. Schwieriger sei die strukturelle Neuaufstellung im Norden, denn zwischen den Häusern Bregenz, Dornbirn und Hohenems gibt es viele Ähnlichkeiten. Während Rüscher in Bregenz den Schwerpunkt Orthopädie-Traumatologie sieht, könnte in Dornbirn ein Eltern-Kind-Zentrum entstehen, es könnte aber auch umgekehrt sei. „Einzelne Abteilungen haben eine andere Sichtweise. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen“, räumte Rüscher ein.

Widerstand regt sich auch auf kommunaler Ebene. So hat bereits der Bürgermeister der Stadt Bludenz, Simon Tschann (ÖVP), bei Rüscher vorgesprochen – Bludenz möchte unbedingt seine Geburtenabteilung behalten. Viel Redebedarf und zusätzliche Abstimmung erfordert auch der Umstand, dass das Spital in Dornbirn im Eigentum der Stadt und nicht des Landes steht – alle anderen Krankenhäuser (bis auf Maria Ebene) sind Landeskrankenhäuser. „Man ist in Dornbirn sehr bereit“, sagte dazu die Landesrätin. Leichter ginge es aus ihrer Sicht freilich, wenn ein Träger alle Krankenhäuser führen würde. In naher Zukunft werde sich an den Besitzverhältnissen aber nichts ändern. „Die Gespräche über die neue Struktur laufen, wir werden nicht alle Wünsche und Erwartungen treffen, aber die Versorgungsqualität für die Patienten und stabile Arbeitsplätze sichern.“ Im Dezember werde der Regionale Strukturplan Gesundheit (RSG) 2030 beschlossen, bis dahin müssten die Dinge klar sein.

1450 als zentrale Anlaufstelle
Als erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Problemen soll in Vorarlberg künftig die telefonische Gesundheitsberatung 1450 etabliert und auch als Steuerungsinstrument genutzt werden. „Wir werden dazu die 1450 aus dem Roten Kreuz herauslösen und im Rahmen der ‘Gesundheit Vorarlberg GmbH‘ betreiben“, kündigte Rüscher an. Die „Gesundheit Vorarlberg GmbH“ wiederum ist ein gemeinsames Unternehmen des Landes Vorarlberg (40 Prozent), der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK, 40 Prozent) und der Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft (KHBG, 20 Prozent). Mit der neuen Gesellschaft gelingt es laut Rüscher, die verschiedenen Ebenen – den niedergelassenen und den Spitalsbereich – miteinander zu verschränken und gute Antworten auf die Frage „Wo ist der Patient richtig?“ zu finden.

Unter der Hotline 1450 würden in Zukunft nicht nur medizinische Beschwerden abgeklärt, auch telemedizinische Angebote soll es geben. „So kann etwa ein Arzt einen Ausschlag per Videocall begutachten“, erklärte Rüscher anhand eines Beispiels. Ebenso soll 1450 die allererste Anlaufstelle für jene sein, die keinen Hausarzt mehr haben bzw. finden. „Digital vor ambulant vor stationär“ heißt der neue Grundsatz, unterstrich Rüscher. Ist eine ärztliche Intervention notwendig, wird über die 1450 auch die Patientenlenkung bis hin zu einer Terminvergabe erfolgen. Ist die 1450 erst einmal gut eingespielt, kann sich Rüscher „eventuell eine Gebühr“ vorstellen für jene, die sich nicht an den vorgesehenen Ablauf halten und auf eigene Faust ins Spital gehen. Der Neustart der 1450 werde per 1. Juli 2026 erfolgen.

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Unter der Hotline 1450 werden dann nicht nur medizinische Beschwerden abgeklärt, es wird auch ein telemedizinische Angebot geben. 

Martina Rüscher

Noch keine Anpassung der Gehaltskurve
In Sachen Ärztepersonal sieht die Landesrätin den Ist-Zustand besser als die Prognose. Man versuche bei einzelnen Fächern jetzt schon vorauszudenken. „Wir versuchen attraktive Rahmenbedingungen anzubieten, sodass die Jungen in die Fächer gehen, in denen wir sie brauchen“, sagte Rüscher. Die Ausbildung an den Vorarlberger Spitälern sei sehr gut, „wenn die Bereitschaft zu rotieren da ist“. Über die Hälfte der Männer und Frauen würden nach der Ausbildung an einem der Vorarlberger Spitäler bleiben.

Zu der vorgesehenen Anpassung der Gehaltskurve für die Spitalsmitarbeitenden erklärte Rüscher, dass es vorerst keinen Abschluss geben werde. Die Gespräche würden aber weitergeführt. Eine spätere stufenweise Umsetzung – nicht nur für die Ärzteschaft – sei denkbar. Für das Land würden die Gehaltskosten ansteigen, aber eben „nicht überproportional“.

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Vorarlberg-Krone
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