Mutter kämpft für Marc

Schwer behinderter Steirer von Kliniken abgewiesen

Steiermark
26.03.2021 06:30
Durch die fehlenden Therapien in der Corona-Krise hat sich der Zustand des schwer behinderten Marc F. verschlechtert. Der 18-Jährige aus Graz-Umgebung bräuchte dringend eine Reha – und diese wurde auch bewilligt. Doch dann kam der große Schock: Die Kliniken wiesen ihn ab, weil er keine Maske tragen kann.

Ein Einfamilienhaus mit Garten in Graz-Umgebung: Hier lebt Marc F. mit seiner Mutter Frau F. (44) und seinen Großeltern. Bis vor einem Jahr kam die Familie gut zurecht – trotz Marcs schwerer geistiger Behinderung. Er kann weder sprechen noch gut hören. Mit einigen Gesten und Gebärden kann er seine Grundbedürfnisse – ich habe Hunger, ich möchte schlafen – mitteilen.

Seit einem Jahr ist das Leben der Familie auf den Kopf gestellt. Zuerst bekam Frau F. eine Nervenkrankheit und war kurzzeitig gelähmt – sie erholt sich langsam. Dann kam Corona. Kliniken schlossen, Reha-Aufenthalte wurden abgesagt. Das hat Folgen: „Marc hat Krämpfe in den Beinen bekommen. Er kann ohne Rollator nur noch zehn Minuten gehen. Es ist schlimm, wenn man das als Mutter mit ansehen muss.“ Nun hat er sogar eine Thrombose.

Marc bekommt eine dringend notwendige neurologische Reha bewilligt. „Aber er wurde von drei Kliniken abgelehnt“, erzählt Frau F. Der Grund: Der junge Steirer kann keine Maske tragen, und auch eine Test-Abnahme im Mund ist unmöglich. „Wir haben das probiert, aber es kann auch sein, dass er uns dann wegschupft.“ Stattdessen hat Frau F. angeboten, Nasenbohrertests durchzuführen und sich vorher in Isolation zu begeben – vergebens.

„Diskriminierung wegen einer Behinderung“
„Es geht hier um was. Es geht um mein Kind!“, sagt Frau F. Sie hat sich an die Antidiskriminierungsstelle gewandt. Für deren Leiterin Daniela Grabovac ist klar: „Das ist Diskriminierung aufgrund einer Behinderung.“ Eine Einschätzung, die auch Siegfried Suppan, Leiter der Behinderten-Anwaltschaft, teilt. „In der Maßnahmenverordnung sind Ausnahmen geregelt. Wer keine Maske tragen kann, der muss nicht.“ Es sei aber schwer, sich dagegen zu wehren. „Durch eine Klage bekommt man nur Schadensersatz, aber nicht die Leistung.“

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Marc ist es nicht zumutbar, eine Maske zu tragen. Er versteht aufgrund seiner Behinderung auch gar nicht, wieso er das tun sollte. Für mich ist es eindeutig: Marc wird diskriminiert.

Daniela Grabovac, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Steiermark

Die Kliniken bleiben auf „Krone“-Anfrage bei ihrer Meinung. Man habe den Aufenthalt nur verschoben, sagt eine Primaria. Von einer zweiten Klinik heißt es: „Wir müssen die anderen Patienten und Mitarbeiter schützen.“

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