Magnet Corona-Impfung

Wiener Thinktank erwartet mehr illegale Migration

Ausland
26.01.2021 13:07

Das Wiener Zentrum für Migrationspolitik (ICMPD) erwartet heuer ein schwieriges Jahr in Sachen Migrationspolitik. Die Corona-Pandemie habe zwar Mobilität eingeschränkt, Ungleichheiten zwischen reichen und ärmeren Ländern aber verschärft. Der ungleiche Zugang zu Impfstoffen vertiefe die Kluft noch weiter. Bisher gibt es in den ärmsten Ländern der Welt, vor allem auf dem afrikanischen Kontinent, praktisch keinen Zugang zu Covid-Impfstoffen. Für 2021 rechne man deshalb mit neuen, stärkeren Migrationsbewegungen, sagte der Generaldirektor des ICMPD, Ex-ÖVP-Vizekanzler Michael Spindelegger, am Dienstag.

„Bessere Gesundheitssysteme in Europa können zu einem Magneten für Einwanderung werden“, betonte Spindelegger anlässlich der Präsentation des „Migration Outlook 2021“. Dass die Corona-Impfung in der EU gratis ist, könne für Migranten aus Afrika, Lateinamerika oder Asien „sehr attraktiv“ sein, weshalb man einen Anstieg irregulärer Migration erwarte, so der frühere ÖVP-Chef in einer Aussendung.

Pandemie schränkte Fluchtbewegungen nur wenig ein
Zwar habe die Corona-Pandemie die Mobilität im vergangenen Jahr drastisch eingeschränkt, doch habe sich dies auf Migration weit weniger stark als etwa auf touristische Reisen ausgewirkt. So sind laut ICMPD illegale Grenzübertritte in die EU nur um knapp 8 Prozent zurückgegangen, während sich die Mobilität im Tourismus um 70 Prozent reduziert habe.

Mehr Migranten auf zentraler Mittelmeerroute
Auf manchen Routen stiegen die Migrationsbewegungen im vergangenen Jahr sogar dramatisch an, wie etwa von Westafrika in Richtung Kanarische Inseln, wo ein Plus von 900 Prozent (im Vergleich zu 2019) verzeichnet wurde. Auch auf der zentralen Mittelmeerroute nahmen die Ankünfte zu (plus 155 Prozent), ebenso auf der Westbalkanroute (plus 105 Prozent). Einen Rückgang gab es im östlichen Mittelmeerraum (minus 75 Prozent).

Flucht aus der Armut nimmt zu
Für das kommende Jahr geht das ICMPD davon aus, dass die langfristigen Treiber von Migration ebenso wie die mittelfristigen Effekte der Corona-Krise eher zunehmen als abnehmen werden. Es ist also anzunehmen, dass die Zahl jener, die sich aufgrund von Arbeits- und Perspektivlosigkeit, Armut und Not auf den Weg machen, weiter steigt.

ICMPD: „In globale Partnerschaften investieren“
Europa müsse sich auf ein „schwieriges“ Migrationsjahr 2021 vorbereiten und in globale Partnerschaften und Kooperationen - auch mit Ländern, die besonders hart von der Krise getroffen wurden - investieren, um den Herausforderungen besser begegnen zu können, empfiehlt das in Wien ansässige Zentrum. Politiker müssten auch darauf gefasst sein, ihren Wählern zu erklären, warum manche neu geschaffenen Jobs nach der Krise womöglich mit Einwanderern besetzt werden.

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