Anschober über B.1.1.7

Covid-Mutation fast „auf ganz Österreich verteilt“

Politik
15.01.2021 13:22

In Österreich sind bisher rund 100 Verdachtsfälle der neuen britischen Coronavirus-Variante B.1.1.7 registriert worden. „Diese sind mehr oder weniger auf ganz Österreich verteilt“, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Freitag. Die Proben würden nun sequenziert, um letzte Sicherheit zu erlangen. Die Endergebnisse erwartet der Ressortchef bis Mitte kommender Woche. „Aber ich wäre überrascht, wenn wir viele Negativergebnisse hätten.“ Neben der neuen Virusmutation kämpft die Bundesregierung derzeit aber auch mit einem zunehmenden Vertrauensverlust seitens der Bevölkerung.

Das Problem an der neuen Mutation: Bei vollständiger Ausbreitung ist sie nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen um 50 Prozent infektiöser als die bisher dominante Virusvariante. Das würde bedeuten, der Reproduktionsfaktor - also wie viele Menschen ein Infizierter durchschnittlich ansteckt - würde um etwa 0,5 steigen. Derzeit liegt der Faktor bei 0,97.

Vervielfachung Infizierter droht
Das heißt, ein mit SARS-CoV-2 Infizierter steckt einen weiteren Menschen an. Würde der Reproduktionsfaktor auf 1,5 steigen, hieße das, dass zehn Infizierte 15 weitere anstecken. Die Infiziertenzahl würde sich innerhalb weniger Wochen veracht- oder gar verzehnfachen. „Die gute Nachricht: Alle bisherigen Maßnahmen nützen auch gegen B.1.1.7“, sagte Anschober.

Man sei aber nicht zuletzt wegen der Entwicklung der neuen Variante auf die Bremse gestiegen, was die Maßnahmen nach dem geplanten Ende des Lockdowns am 24. Jänner betrifft, erläuterte der Gesundheitsminister. „Wir hatten ein fast fertiges Konzept, was den 24. Jänner betrifft.“ Die Situation werde überall in Europa analysiert, man stehe in engem Kontakt miteinander.

Verdachtsfall gleichbedeutend mit „bestätigter Mutation“
Der Mikrobiologe Andreas Bergthaler sagte am Freitag, man gehe davon aus, dass die Virusvariante schon breitflächiger vorhanden ist. „Genaue Zahlen können wir noch nicht nennen, da gibt es noch zu wenige Stichproben.“ Ein Verdachtsfall bedeutet übrigens per Definition, dass eine Mutation des Virus bestätigt ist, die Experten aber noch nicht wissen, welches Genom bei dem Virus sonst vorhanden ist. Dies erfolgt dann in der sogenannten Sequenzierung, bei dem das gesamte Erbmaterial des Virus aufgeschlüsselt wird, um sicher sagen zu können, um was für eine Variante es sich handelt. Das nimmt dem Forscher zufolge etwa sieben Kalendertage in Anspruch. Das Ziel der Wissenschafter sind 400 Ganzgenom-Sequenzierungen pro Woche.

„Es gibt jeden Tag mehr Geimpfte“
Eine Prognose der Ausbreitung sei sehr schwierig. Nichtsdestotrotz will die Regierung in den kommenden Tagen ein Konzept für die weiteren Maßnahmen präsentieren. Was die weitere Entwicklung betrifft, zeigte sich Anschober dennoch „vorsichtig optimistisch“: „Es gibt jeden Tag mehr Geimpfte, und wir haben jetzt die schwierigste Witterung.“

Nach dem Bekanntwerden von 17 Verdachtsfällen der britischen Coronavirus-Mutation im Tiroler Jochberg dauern die Ermittlungen zu den genauen Hintergründen an. Die in Quarantäne befindlichen, großteils britischen Staatsbürger werden am Samstag von der BH Kitzbühel und assistiert vom Landeskriminalamt befragt. Unter der Bevölkerung des Tiroler Ortes gibt es aber bisher keinen Hinweis auf eine Virusmutation.

1528 Neuinfektionen
Innerhalb der vergangenen 24 Stunden (Stand: Freitag, 9.30 Uhr) wurden in Österreich 1528 Neuinfektionen verzeichnet. Zudem verstarben seit Donnerstag 66 Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert waren.

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