Debatten im Landtag

Ausverkauf, Corona und Tirols Tourismus

Tirol
18.12.2020 12:00
Dass die Muttereralm-Bahn an ausländische (slowakische) Investoren verkauft wurde, erhitzte die Gemüter im Land. Das Thema Tourismus inklusive dem „drohenden Ausverkauf touristischer Infrastruktur an ausländische Investoren“ war deswegen auf Vorschlag der FPÖ Thema des Aktuellen Stunde im Landtag.

Tirol ist ein reiches Land und der Tourismus ist daran nicht unschuldig. Jeder dritte Euro wird im Fremdenverkehr verdient, jeder vierte Arbeitsplatz ist Teil dieser Branche, erinnerte LH Günther Platter. Einen Teil dieser Branche in ausländische Investorenhände zu geben – niemand im Landtag brach darüber in Jubel aus, wobei sich LR Patrizia Zoller-Frischauf davon überzeugt zeigte, dass es ausländische Investoren brauche. LH Platter hingegen sah ausländische Investoren kritisch, verwies aber gleichzeitig auf den offenen Markt innerhalb der EU. Die FPÖ sprach vom „Ausverkauf der Heimat“. „Ausverkauf?“, fragte die SPÖ-Abgeordnete Elisabeth Blanik, „Ausverkauf ist, wenn man günstig einkauft, doch die slowakischen Investoren haben den höchsten Preis bezahlt.“

Mario Gerber (VP) meinte, dass „man den Verkauf an die Slowaken hinnehmen müsse“. Sie haben alle einheimischen Bieter übertroffen, die Muttereralm-Bahn hat also bekommen, wer am meisten dafür bezahlt hat – Profit kennt keine Grenzen.

Die Zukunft des Tourismus in Tirol
So wenig überraschend ein Verkauf an den Höchstbietenden ist, wirft er doch einige Fragen die Zukunft des Tiroler Tourismus betreffend auf – und wer zukünftig davon profitieren wird. LA Georg Kaltschmied (Die Grünen) sieht die Zukunft nicht in Großprojekten, wie eines zurzeit in Seefeld geplant ist – diese brächten weder mehr Arbeitsplätze noch mehr Gäste, sondern setzen andere Betriebe unter Druck.

Generell müsse man sich auch die Schattenseiten des Tourismus ansehen: Viele Betriebe seien verschuldet, viele Tiroler mit dem jetzigen Tourismus unglücklich. Man müsse auch über Begrenzungen reden. Das neue schwarz-grüne Credo lautet „Qualität“. Ob man sich das „statt Quantität“ dazu denken darf, wird man noch sehen – von „Overtourism“ sprach keiner.

LA Philip Wohlgemuth von der SPÖ sieht vor allem die Situation der Arbeitnehmer problematisch: Schlechte Bezahlung, keine Fortbildungs- oder Aufstiegsmöglichkeiten, dafür viel Stress und großer Druck.

Hat unser Land bereits ein Imageproblem?
Die Coronakrise habe die problematischen Seiten des Goldesels namens Tourismus nicht erschaffen, aber aufgezeigt. Tirol, insbesondere Ischgl, leide daher unter einem Imageproblem. Gerber sprach von „Tirol-Bashing“ und dass jetzt „nicht die richtige Zeit sei, den Tiroler Tourismus zu hinterfragen“.

Markus Sint (Liste Fritz) möchte einen Entschädigungsfonds für die „Opfer von Ischgl“ einrichten, um Tirol medial begleitete Prozesse zu ersparen und das Image wieder herzustellen.

Auch LH Platter ist es ein großes Anliegen, dass das „Tirol-Bashing“ aufhört. Er freut sich auf das Aufsperren der Seilbahnen und nutzte die Gelegenheit auch, um über das Thema Covid-Impfung zu sprechen – es gehe jetzt in allererste Linie darum, die gesundheitliche Lage in den Griff zu bekommen. Klarer als am Vortag bezog er auch zur Impfpflicht Stellung, diese möchte er explizit nicht. 2021 dürfte kein leichtes Jahr für den heimischen Tourismus werden, so wie schon 2020 die Touristiker und alle Branchen, die (in)direkt damit zusammenhängen, stark gefordert hat.

Nadine Isser, Kronen Zeitung

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