Seilbahnchef überzeugt

„Beim Lockdown-Ende sperren die Lifte sofort auf!“

Tirol
29.11.2020 08:00

Gegen den Willen mächtiger EU-Partner will Österreich die Skigebiete aufsperren. Der oberste Sprecher der Seilbahner, der Zillertaler Franz Hörl, erklärt im großen „Krone“-Interview, wie das funktionieren soll.

„Krone“: Wie fix ist es, dass die Tiroler Skigebiete tatsächlich vor Weihnachten aufsperren?
Franz Hörl:
Wir werden am ersten Tag nach dem Lockdown aufsperren. Noch darf man davon ausgehen, dass dies vor Weihnachten sein wird. Aber wie heißt es in Zeiten wie diesen so oft: Fix ist nix!

Wenn, sperren alle Pisten auf oder nur ein kleiner Teil?
Bei uns im Skigebiet (Anm.: Gerlos) werden wir ein tolles Angebot mit ausreichend Anlagen in Betrieb nehmen und ich gehe davon aus, dass dies in den meisten Skigebieten so gehandhabt wird. Es ist ja auch zur Prävention wichtig, die Besucherströme zu entzerren.

Viele Tiroler freuen sich auf leere Pisten. Was bedeutet das jedoch für die Betreiber?
Leere Pisten und Lifte bedeuten massive Verluste. Wir sind uns aber unserer sozioökonomischen Verantwortung bewusst und werden unseren Teil zur Bewältigung dieser historischen Krise beitragen.

Kann eine Skisaison ohne ausländische Gäste auch nur ansatzweise funktionieren?
Wirtschaftlich sicher nicht, denn die Gäste finanzieren im Grunde wesentliche Teile der heimischen Freizeit- und Sportinfrastruktur, auch den öffentlichen Nahverkehr.

Zwei Milliarden Euro wollte Österreich von der EU, wenn diese das Skifahren verbietet. Wer zahlt die Verluste?
Neben all den Hilfspaketen und Förderungen, die allerdings für die Seilbahnen nur begrenzt zielsicher sind, wird es wohl an uns Unternehmern liegen, hier in Vorlage zu treten. Der neue Fixkosten-Zuschuss ist für viele eine Hilfe, leider wurde aus den Entschädigungen aus dem Epidemiegesetz nix Positives erledigt. Mit Sperren war man schnell und schneidig, jetzt beim Erledigen zieht es sich!

Bilder von (halb-)leeren Skipisten – welche Signale sendet Tirol da aus?
Davor fürchten wir uns nicht. Denn die österreichischen Bergbahnen sind weltweit führend. Und volle Pisten sind derzeit mehr Wunsch als Werbung.

Die Nächte in Tirol sind derzeit kalt und klar, laufen überall die Schneekanonen?
Ich kenne kein Skigebiet, das jetzt nicht Vollgas gibt.

Wie weit gediehen sind Schutzmaßnahmen?
Es gibt detailliert ausgearbeitete und vom Gesundheitsministerium für gut befundene Richtlinien und Sicherheitspakete. Und das Gesundheitsministerium ist ja bekanntlich nicht dafür bekannt, der Seilbahnwirtschaft einen Gefallen zu tun. Wichtig ist allerdings, dass auch jeder einzelne verantwortungsvoll handelt.

Skigebiete in der Schweiz haben offen. Dürfen ausländische Gäste dort Skifahren, ohne danach in Quarantäne zu müssen?
Das hängt von nationalstaatlichen Regeln ab.

Was sagen Sie zu den Aussagen aus Bayern, insbesondere zum Herrn Söder?
Es sind ja nicht die Bayern, die hier über das Ziel schießen, sondern einzelne Politiker. Unsere deutschen Freunde wollen Winterurlaub bei uns machen. Der bayerische Ministerpräsident scheint außer Rand und Band geraten. Das Bild, dass der Tiroler Adler dem Bayerischen Löwen auf der Nase herumtanzt, hilft auch nicht und fordert wohl den einen oder anderen Prankenhieb des weißblauen Löwen.

Wie kann die Sicherheit der Gäste garantiert werden? Das Infektionsrisiko ist ja bereits bei der Anreise gegeben.
Die Anreise erfolgt beim Wintersport zum Großteil individuell. Wenn die Anreise per Bahn „gefährlich“ wäre, müsste man so konsequent sein und auch die U-Bahn in München schließen.

Werden alle Gäste, die trotz deutscher Restriktionen kommen, vorher getestet?
Das wäre wünschenswert und in bestimmten Destinationen sehr wohl vorgesehen. Für alle Gäste, die das wollen, gibt es rasche und zielsichere Lösungen.

„Für 14 Tage Saison über Weihnachten und Silvester riskieren Seilbahner und schwarze Touristiker ein zweites Ischgl!“, sagen die NEOS.
Niemand riskiert Super-Spreading-Events. Daher kein Après-Ski und strenge Gastro-Einschränkungen. Was ist die Alternative? Verarmung und Konkursen entgegensehen? Also zuerst denken, dann Aussendungen rauslassen!

Philipp Neuner, Kronen Zeitung

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