Pflegekräfte erzählen

Hilfeschrei aus Altenheimen: „Wir sind am Limit!“

Tirol
19.11.2020 08:00

Lange geht es nicht mehr! Das sagen Pflegekräfte in Tiroler Altenheimen. Sie müssen jene schützen, die besonders vom Coronavirus bedroht sind. Die Mitarbeiter berichten über extreme Belastungen für Körper und Psyche. Und von der Angst, das Virus ins Heim zu tragen. 

Ohne sie wäre das System längst kollabiert. Die Rede ist von den Tausenden Pflegekräften in den Tiroler Spitälern und Altenheimen, die seit Mitte März pausenlos und zum Teil mit extrem einschränkender Schutzausrüstung für jene da sind, die das Coronavirus bereits aufgeschnappt haben, und jene, die es unter keinen Umständen bekommen dürfen.

„Zehn Stunden mit Maske ist ein Horror“
Aus den Tiroler Altenheimen kommt nun ein dramatischer Hilferuf: „Wir arbeiten längst am Limit“, lautet die aufwühlende Botschaft. Margit Luxner, Betriebsratsvorsitzende in einem Kitzbüheler Altenheim und Gewerkschafts-Vertreterin, gibt einen Einblick in den Arbeitsalltag: „Das durchgehende Tragen des Mund-Nasen-Schutzes während neun oder zehn Stunden ist ein Horror. Wir haben offene Stellen hinter den Ohren und an der Nase, wir wollen endlich wieder atmen können!“

Noch schlimmer seien allerdings die psychischen Belastungen: „Wir haben große Angst, das Virus ins Heim zu tragen. Wir haben Familien, eine hundertprozentige Sicherheit kann niemand garantieren. Mit dieser riesigen Verantwortung werden wir allein gelassen. Dienstbesprechungen und Supervisionen werden aus Sicherheitsgründen abgesagt, allerdings wäre das gerade jetzt sehr wichtig“, konstatiert Luxner.

„Zu wenig Zeit für die Heimbewohner“
Ähnlich die Erfahrungen von Robert Senn, Betriebsrat der Innsbrucker Sozialen Dienste, der 1400 Beschäftigte vertritt: „Der seit Jahren akute Personalmangel führt uns jetzt an die Grenzen. Soziale Kontakte zu den Bewohnern bleiben auf der Strecke. Wir sind gezwungen, uns auf die Grundversorgung zu reduzieren.“ Dass Mitarbeiter trotz Absonderungsbescheid in den Dienst müssen, belaste zusätzlich. Schon der Weg zur Arbeit werde zum Spießrutenlauf. „Bus fahren geht mit Bescheid nicht, das Arbeiten muss aber funktionieren“, beschreibt Senn ein Dilemma.

Die Gewerkschaft fordert unter anderem Masken-Pausen für die Mitarbeiter und eine Neuauflage der Corona-Zulage. Übergeordnete Ziele sind eine Arbeitszeitverkürzung und Personalaufstockung.

Claudia Thurner, Kronen Zeitung

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