Steiermark History

Ärzte und Naturheiler waren schon immer im Clinch

Steiermark
15.11.2020 12:00

Der falsche Arzt von Kitzeck ist kein Einzelfall: Im Laufe der steirischen Geschichte sind viele Prozesse wegen Kurpfuscherei dokumentiert. Vor allem studierte Mediziner sahen in den Wunderdoktoren gefährliche Konkurrenten.

„I bin der Hans vom greanen Wald, i grab die Wurzeln jung und alt. I hau sie aus, ich bau sie aus - und mach a guate Salbn draus."

Wunderdoktoren, die vor allem auf die Kräfte der Natur schworen, und studierte Mediziner standen sich zu keiner Zeit gut zu Gesicht. Gelehrte Ärzte sahen in Naturheilern, die sie schlicht für Kurpfuscher hielten, schon früh gefährliche Rivalen. In ihren Augen trieben sie durch Aberglauben und Zauber Unwesen im Volk - und mussten daher zur Rechenschaft gezogen werden.

Viele Gerichtsverhandlungen dokumentiert
In der Steiermark sind im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche, langwierige Gerichtsverhandlungen dokumentiert. Vor allem im 19. Jahrhundert blühte die Kurpfuscherei. Schuld waren vor allem das liebe Geld - falsche Mediziner wollten ihre Taschen füllen - und kein besonders dichtes ärztliches Versorgungsnetz.

So stand etwa der Stainzer Naturheiler Johann Reinbacher, genannt „Höllerhansl“, gleich mehrmals vor Gericht - verurteilt wurde es jeweils nur zu geringen Geldstrafen.

Mariazell als Anziehungspunkt
Mariazell war ein besonderer Anziehungspunkt für die Kurpfuscherei, die sich die frommen Hoffnungen der Wallfahrer zunutze machte. Zwölf Kräuter- und Wurzelkrämer gab es hier um 1850. Wie auf allen größeren Jahrmärkten des Landes boten sie dem leichtgläubigen Publikum ihre Allheilmittel an.

Um 1740 kam es in St. Ruprecht an der Raab zwischen dem Arzt Joseph Zotter und dem Kaplan Joseph Wipaunig zu einem Konkurrenz- und Kompetenzstreit. Zum Ärger des Medizinkundigen betrieb der Geistliche nämlich neben seinem Seelsorgeberuf auch das Geschäft eines Naturheilers.

„Von Gott begnadet“
Um 1850 klagte ein Distriktsarzt: In St. Peter am Kammersberg lebe ein Bauerndoktor, bekannt unter dem Namen „Goschen Sepp“. Er behaupte, Gott habe ihn begnadet, Krankheiten heilen zu können. Für ein Flascherl Urin eines Kranken, das man dem Sepp bringe, nehme er 1 Gulden und 10 Kreuzer - ein „hohes ärztliches Honorar“.

Ein Gerichtsprotokoll aus 1831 besagt, dass der Kapfenberger Paul Korb vier Monate in den Arrest gesteckt wurde - er habe Kranken Bärenzucker, Eibisch- und Zentaurtee verabreicht.

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