27.10.2020 06:00 |

Corona-Management

Grollen aus der Tiefe der Hofburg

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Alexander Van der Bellen hat zu den verstörenden Vorgängen im Land lange geschwiegen. Der Rede des Bundespräsidenten am Nationalfeiertag im Jahr der größten Krise in der Geschichte der Zweiten Republik war daher erhebliches Gewicht beizumessen.

Nun: Die Rede war kein Donnerwetter. Die Rede war ein sanftes Grollen aus der Tiefe der Hofburg. In gnädiger Eleganz hat das Staatsoberhaupt von der überforderten Regierung mehr Achtsamkeit eingemahnt. Dezent hat der Bundespräsident der Koalition die Verantwortung für die Verwirrungen zugewiesen. Leise hat er Ärger über die türkis-grünen Machtspiele zum falschen Zeitpunkt durchklingen lassen.

Die präsidiale Zurückhaltung wirkt wie die Gelassenheit eines Dorfältesten, der viele Stürme erlebt hat. Van der Bellen registriert aber Angst und Wut - Gefühle, die das Denken vernebeln und die Demokratie gefährden können.

Der Bundespräsident erwartet von der Regierung keine alles lösende Formel für die Pandemie. Das wäre selbst von erfahreneren Politikern zu viel verlangt. Van der Bellen vermisst allerdings eine ernsthafte Debatte und den respektvollen Umgang mit wissenschaftlichen Fakten. Das sind in dem Tumult fast verloren gegangene Voraussetzungen zur Beherrschung einer aus dem Ruder laufenden Krisenpolitik.

Diesen Mangel an werteorientiertem Ehrgeiz könnte ein Bundespräsident klarer benennen. Darauf muss Van der Bellen nicht bis zum nächsten Redetermin am Neujahrstag warten.

Claus Pándi, Kronen Zeitung

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