Corona-Maßnahmen

Schulen: Schnellere Tests und einheitliche Regeln

Politik
22.10.2020 11:07

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) haben am Donnerstag ein überarbeitetes Gesamtkonzept für den Umgang mit der Corona-Situation an Österreichs Schulen präsentiert. Anschober lieferte dabei eine Zusammenfassung der aktuell dramatischen Corona-Lage, um dann speziell auf die Schulen einzugehen. Faßmann legte die Details des neuen Konzepts vor. „Es ist meine erste Pandemie und hoffentlich meine letzte. Ich bin mir sicher, dass wir sie bewältigen, wenn wir uns alle an die wenigen und nachvollziehbaren Regeln halten“, schloss der Minister.

Wie Anschober betonte, spielen Kinder zwar stark bei der Weitergabe von Influenza eine Rolle, bei Corona verhalte es sich aber anders, hier seien Kinder keine starken Überträger. Der Schulbetrieb soll dem Minister zufolge in einer „vergleichsweise normalen Situation fortgesetzt werden“, soweit dies möglich sei. Um dies zu ermöglichen, habe man erstens die Teststrategie an den Schulen weiterentwickelt - Stichwort niedergelassene Ärzte, die jetzt testen dürfen - und setze zweitens auf den Einsatz von Antigen-Tests. 

Die neuen Corona-Pläne der Regierung für die Schulen im Wortlaut:

  • Gemeinsamer Erlass von Bildungs- und Gesundheitsministerium sichert einheitliches und schnelles Vorgehen.
  • Gesundheitsbehörde sorgt für rasche Erreichbarkeit bei Verdachtsfällen in Schulen - entweder über die Nummer 1450 oder eigene Kanäle im Bundesland: Meldepflicht der Schule ist damit erfüllt.
  • Gesundheitsbehörde führt Tests schnellstmöglich durch, Information an Schulen über das Ergebnis möglichst binnen 48 Stunden.
  • Kein langes Warten auf Tests mehr, keine unnötigen Quarantäne-Maßnahmen.
  • Gesundheitsbehörde führt Contact Tracing an den Schulen durch.
  • Schule unterstützt mit Sitzplänen und Klassenlisten.
  • Bei Quarantäne gilt das Standort-Prinzip: Für alle Kinder einer Schule gelten dieselben Quarantäne-Regeln. Der Wohnbezirk ist dabei nicht mehr entscheidend.
  • Positiver Fall in einer Klasse von Kindern unter 10 Jahren: Verpflichtende Tests entfallen. Schüler werden auch bei engem Kontakt als Kontaktpersonen der Kategorie II festgelegt. Das bedeutet keine Quarantäne bei einem positiven Fall in der Klasse, der Schulbesuch ist weiterhin möglich, soziale Kontakte außerhalb der Schule sind aber einzuschränken.
  • Klarstellung, dass Kinder, auch wenn sie Kontaktpersonen der Kategorie II sind, auf direktem Weg zur und von der Schule öffentliche Verkehrsmittel benützen dürfen.
  • Krisenstab in Bildungsdirektionen, der den Schulleitungen als Anlaufstelle für alle Covid-bezogenen Fragestellungen dient.

Schulen „vergleichsweise sicher“
Faßmann sieht die Schule weiterhin als einen vergleichsweise sicheren Ort. Die Infektionszahlen der AGES würden eine eindeutige Sprache sprechen, so der Minister am Donnerstag. Aktuell sind in Österreich 9 von 6000 Schulen geschlossen, wie der Bildungsminister bei der Pressekonferenz erklärte. Welche? 4 Schulen in Salzburg: AHS Zaunergasse, VS Unken, Poly Salzburg, VS Thalgau. Steiermark: Gymnasium Fürstenfeld, MS Großklein, MS Strass. Tirol: VS Wörndlestraße. Wien: Bildungsanstalt für Elementarpädagogik.

220 positive Tests in Volksschulen
Die AGES habe für die vergangene Woche 220 positive Testungen bei allen Volksschülern verzeichnet. Bei den 10- bis 14-Jährigen waren es 588 Fälle. 762 Fälle gibt es bei den 15- bis 19-Jährigen - und hier seien die Schüler gar nicht extra rausgerechnet. Positiv getestet heiße zudem nicht unbedingt erkrankt. Bei den 5- bis 14-Jährigen betrage der Anteil der Symptomlosen rund die Hälfte, ohne Symptome wie Husten sei die Ansteckung reduziert, so Faßmann zu den aktuellen Zahlen.

„Sehnsucht nach der Vor-Corona-Zeit“
In den vergangenen Wochen habe man gemeinsam mit der Wiener Gesundheitsbehörde mehr als 5000 Kinder und Lehrkräfte getestet. Und obwohl es jeweils einen konkreten Anlassfall gab, liege der Anteil der positiv Getesten bei rund drei Prozent, 97 Prozent waren negativ. Dazu kündigte Faßmann einen eigenen Pressetermin an. Der Minister weiß aber auch von vielen besorgten Eltern, manchmal auch Lehrern. Er sprach von einer „tiefen Sehnsucht, einer Sehnsucht nach der Vor-Corona-Zeit“. Aber die „Vor-Corona-Zeit“ liege hinter uns, „wir leben in der Corona-Zeit und wir müssen die Balance hinbekommen“. Vor allem die Konsequenzen von geschlossenen Schulen seien besonders abzuwiegen, es gelte, die Balance zu finden. Als Realist räumte der Minister ein, dass manche Prozesse hätten besser laufen können. Nicht zustimmen könne er aber dem „allgemeinen Chaos-Vorwurf“.

Das neue Corona-Konzept für Bildungseinrichtungen im Überblick:

  • Vereinheitlicht wurden nun die Verfahrensschritte bei einem Verdachtsfall an den Schulen. Ein Verdachtsfall tritt auf, die Schulleitung informiert die Gesundheitsbehörde und die Bildungsdirektion. Die Gesundheitsbehörde bestimmt die weiteren Verfahrensschritte. Sie sagt, ob noch in der Schule oder erst später zu Hause getestet wird.
  • Um schneller zu testen, will Faßmann außerdem alternative Wege aufzeigen und startet einen Pilotversuch in Zusammenarbeit mit Niederösterreich. Dazu habe man sich rechtzeitig ein großes Kontingent an Antigentests bei der Bundesbeschaffungsgesellschaft reserviert. Der Pilot wird dem Minister zufolge im politischen Bezirk Mödling durchgeführt und zumindest drei Wochen dauern. Die Antigentests rücken somit in den Mittelpunkt der Teststrategie, Testmöglichkeiten in jedem Bezirk könnten ab Dezember erfolgen. Bei negativem Ergebnis geht der Schulbetrieb regulär weiter, bei einem positiven Ergebnis wird die Gesundheitsbehörde verständigt, das positiv getestete Kind geht nach Hause und der Unterricht der anderen wird fortgesetzt.
  • Die dritte Ankündigung: Auch bei den Grippeimpfdosen habe man mit 55.000 eine große Anzahl reserviert. Gerade für Lehrer, die in einem systemkritischen Bereich arbeiten, sei eine Grippeschutzimpfungen anzuraten. Einer Erhebung des Ministeriums zufolge ist die Zahl bei der Impfbereitschaft im Vergleich zu den vergangenen Jahren nach oben geschnellt und beträgt rund 30 Prozent von insgesamt rund 130.000 Lehrkräften und anderem Personal im Schuldienst. Die Durchimpfungsrate in den letzten Jahren lag bei lediglich acht bis neun Prozent.

Er verweist auf eine Umfrage unter 600 Eltern mit schulpflichtigen Kindern. 82 Prozent der befragten Eltern waren demnach mit dem Schulstart sehr oder eher zufrieden, nur 22 Prozent waren skeptisch und sagten, die Schule ist nicht krisenfest. Und auf die Frage, was würden Eltern tun, wenn man den Schulbesuch freistellen würde, sagten 72 Prozent Kinder in die Schule und nur 20 Prozent Heimunterricht: „Wir sollten aus 20 Prozent nicht 100 Prozent machen, das geht sich mathematisch nicht aus.“

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