Abhöraffäre

War Leiche in brennendem Auto VW-Spitzel?

Ausland
13.08.2020 15:53

Ein Mitarbeiter des deutschen Autoherstellers VW, der als Verdächtiger in einer brisanten Abhöraffäre geführt wird, soll Medienberichten zufolge nun tot in seinem brennenden Auto gefunden worden sein. Die Polizei in Wolfsburg bestätigte am Donnerstag lediglich, dass auf einem Feld in Rottdorf nahe Helmstedt in Niedersachsen eine Leiche gefunden worden sei. Im Zusammenhang mit dem Todesfall werde auch ein Brandanschlag auf ein Wohnhaus im Mai untersucht, bestätigte die Staatsanwaltschaft. Die Ermittler versuchen nun herauszufinden, ob und welche Verbindungen es mit der Abhöraffäre gibt.

Die Obduktion der Leiche sei abgeschlossen, die Identität allerdings noch nicht abschließend geklärt. Bei der Untersuchung seien keine Hinweise auf Fremdverschulden gefunden worden, die zum Tod des Mannes geführt haben könnten, teilte die Staatsanwaltschaft Braunschweig mit.

Volkswagen hatte Unternehmenskreisen zufolge einen Mitarbeiter freigestellt, der im Verdacht steht, vertrauliche Besprechungen mitgeschnitten zu haben. Das Wirtschaftsmagazin „Business Insider“, das den Lauschangriff vor einigen Wochen enthüllt hatte, berichtete, der Mann habe 2017 und 2018 regelmäßig an internen Beratungen teilgenommen. Bei den Treffen ging es einem Insider zufolge darum, sich von dem Lieferanten Prevent zu trennen, mit dem VW im Streit lag.

Weder VW noch Lieferant wollen geheime Aufzeichnungen besitzen
Bei Nachforschungen kam der Konzern schließlich anhand der Teilnehmer eines Treffens, das in sehr kleinem Kreis stattgefunden hatte, auf die Spur des Maulwurfs und stellte Strafanzeige. Da hatte die Staatsanwaltschaft wegen der Medienberichte bereits Ermittlungen aufgenommen. VW zeigte sich geschockt von der Abhörattacke und erklärte, dem Konzern lägen die Mitschnitte der Beratungen nicht vor.

Prevent äußerte sich nach Bekanntwerden der Affäre Ende Juli „erschüttert“. Die Veröffentlichungen zeigten, „dass den Verantwortlichen bei Volkswagen offenbar jedes Mittel recht war, um unabhängige Zulieferer auszuschalten“, erklärte der Zulieferer und fügte hinzu: „Vor dem Hintergrund auftauchender Spekulationen weisen wir jede Beteiligung an der Entstehung dieser Aufzeichnungen und jedes Wissen darüber klar zurück.“

Juristischer Streit mit Lieferant als Hintergrund der Abhöraffäre
Prevent und Volkswagen liegen seit Jahren vor Gerichten im Clinch. Seinen Ausgang nahm der Streit 2016, als die zu Prevent gehörenden Töchter ES Guss und Car Trim die Lieferung von Sitzteilen und Getriebegehäusen einstellten, um höhere Preise durchzusetzen. Wegen fehlender Teile musste VW die Produktion daraufhin in sechs deutschen Werken vorübergehend ruhen lassen. Der Konzern verlangt von dem Ex-Lieferanten deshalb Schadenersatz von mehr 100 Millionen Euro. Die verzweigte Zuliefergruppe mit bosnischen Wurzeln fordert ihrerseits von VW in den USA 750 Millionen Dollar (rund 637 Millionen Euro) mit dem Argument, die Wolfsburger hinderten Prevent daran, kleinere Wettbewerber zu übernehmen.

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