Die Coronavirus-Pandemie hat der heimischen Wirtschaft stark zugesetzt. Heuer dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwar stark - um 7,3 Prozent - einbrechen, doch bereits übernächstes Jahr soll es zu einer Rückkehr zu solidem Wachstum kommen. Das hat das Institut für Höhere Studien (IHS) in einer Mittelfrist-Prognose errechnet. Wermutstropfen: Die derzeit hohe Arbeitslosenrate von mehr als zehn Prozent wird nur langsam sinken.
Schon im kommenden Jahr werde das BIP von niedrigerem Niveau aus um 5,8 Prozent zulegen, glauben die IHS-Experten. Für die Jahre 2022 bis 2024 erwarten sie Zuwächse von 2,3, 1,8 und 1,6 Prozent. Damit sollte die heimische Wirtschaft ungefähr im selben Tempo wie jene im Euroraum zulegen, heißt es.
Bei einer schnellen Erholung könnte Österreichs Wirtschaft heuer vielleicht „nur“ um 6,4 Prozent schrumpfen, bei einer langsamen Erholung um 8,3 Prozent, bei einer zweiten Corona-Welle aber sogar um 9,1 Prozent. Bei einer zweiten Welle würde 2021 das BIP-Plus auf 1,4 Prozent abgebremst, könnte bei einer langsamen Erholung 4,8 und bei einer schnellen Erholung 6,6 Prozent ausmachen, lauten die Szenarien. Erst ab 2022 würde sich das Tempo der Erholung dann kaum noch unterschiedlich niederschlagen.
Stärkste Rezession seit den 1930er-Jahren
Die Covid-19-Pandemie - und vor allem die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung - hätten „den stärksten Einbruch der Weltwirtschaft seit den 1930er-Jahren verursacht“, erinnert das IHS. Der Tiefpunkt der Rezession dürfte aber bereits im zweiten Quartal des heurigen Jahres erreicht worden sein, sodass die globale Wirtschaft nun wieder zu einem moderaten Wachstum zurückkehre, hieß es bei der Online-Präsentation der Prognose.
Arbeitslosenrate sinkt nur ganz langsam
Auf den heimischen Arbeitsmarkt hat die Corona-Krise „voll durchgeschlagen“. Mit dem Lockdown brach die Beschäftigung ein und die Zahl der registrierten Arbeitslosen stieg enorm. Infolge der zunehmenden wirtschaftlichen Aktivität sollte sich die Lage am Arbeitsmarkt „sukzessive verbessern, allerdings nur langsam“, so das IHS. Ausgehend von einer Arbeitslosenrate von 10,25 Prozent im heurigen Jahr könnte sie bis 2024 auf acht Prozent sinken, heißt es. Im Prognosezeitraum 2020 bis 2024 sieht man die Arbeitslosigkeit im Schnitt bei 8,8 Prozent, nach 8,3 Prozent in den Jahren 2015 bis 2019.
Deshalb müsse in den kommenden Jahren auf den Arbeitsmarkt „großes Augenmerk“ gelegt werden, verlangen die Experten. „Unumgänglich“ seien dabei eine Umwandlung der Covid-Kurzarbeit, eine aktive Arbeitsmarktpolitik zum Beispiel in Form sektoraler Arbeitsmarktstiftungen sowie eine Stärkung von Ausbildungs-, Weiterbildungs- und Umschulungselementen.
„Junge Erwachsene ohne Job länger ausbilden“
Besonders im Fokus stehen sollte dabei jene Altersgruppe, die heuer auf den Arbeitsmarkt kommt: Aufgrund der schlechten Lage solle man ermöglichen, dass Jugendliche und junge Erwachsene, die keine Arbeit finden, zumindest ein weiteres Jahr in Ausbildung bleiben können.
Die heimische Wirtschaftspolitik sollte aber nicht vollständig auf die durch Corona ausgelöste Wirtschaftskrise ausgerichtet werden, denn das wäre „gefährlich“. Strukturelle Reform-Erfordernisse, die es schon vor der Krise gegeben habe, seien weiterhin relevant, etwa die Einhaltung der Klimaziele oder Reformen in Föderalismus, Gesundheitsversorgung, Pflege und Pensionen, um hier die Kostendynamik zu verlangsamen.
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