Wegen Corona-Krise

SPÖ befeuert Forderung nach Vier-Tage-Arbeitswoche

Politik
27.06.2020 12:36

Die SPÖ, derzeit größte Oppositionspartei, drängt die türkis-grüne Regierung zu arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gegen die Corona-Krise. Die Sozialdemokraten erneuern dazu ihre Forderung nach einer staatlich geförderten Vier-Tage-Arbeitswoche. Damit soll dem Corona-bedingten Nachfrageeinbruch eine Arbeitszeitverkürzung entgegengesetzt werden. Die Industriellenvereinigung hält von dieser Forderung nichts.

Die Kosten für eine dauerhafte Reduktion der Arbeitszeit um 20 Prozent sollten nach Vorstellung der SPÖ in den ersten drei Jahren zwischen dem AMS, der Firma und dem Arbeitnehmer aufgeteilt werden. AMS und Unternehmen würden je ein Drittel übernehmen und der Arbeitnehmer wiederum würde brutto auf 6,6 Prozent - das ist ebenfalls ein Drittel von 20 Prozent - verzichten. Nach Wegfall der AMS-Förderung sollen die Sozialpartner dann je nach Branche entscheiden, wie der AMS-Anteil zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern aufgeteilt wird.

Vorteile für alle?
Aus Sicht der SPÖ würden alle Seiten von dem Modell profitieren. Der Staat, weil das Modell weniger koste als die Kurzarbeit, die Firma, weil die Personalkosten unterm Strich sinken und gleichzeitig die Produktivität steige und der Mitarbeiter, weil er rund 95 Prozent seines ursprünglichen Nettogehalts bei einer auf 80 Prozent reduzierten Arbeitszeit erhalte.

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Das Modell ist eine moderne, zukunftsweisende Regelung, die mehr Flexibilität schafft - und zwar für die Unternehmen und die ArbeitnehmerInnen.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner

„Damit werden Arbeitsplätze gesichert und geschaffen, von der Krise betroffene Betriebe unterstützt und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefördert. Das Modell ist eine moderne, zukunftsweisende Regelung, die mehr Flexibilität schafft - und zwar für die Unternehmen und die ArbeitnehmerInnen“, erklärt SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner.

„Mit unserem Förderkonzept zur Arbeitszeitverkürzung haben wir ein ebenso zukunftsweisendes wie einfach umsetzbares Modell vorgelegt, von dem Beschäftigung und Arbeitsplätze genauso profitieren wie die ArbeitnehmerInnen und die Unternehmen“, ist SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch von der Idee überzeugt.

„Mehr als entbehrlich“
Der SPÖ-Forderung nichts abgewinnen kann allerdings die Industriellenvereinigung.
„Derartige Belastungsideen sind mehr als entbehrlich und ganz klar abzulehnen“ teilte Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung (IV), am Samstag mit.

Für Knill gefährden die Ideen einer Arbeitszeitverkürzung Österreichs internationale Wettbewerbsfähigkeit und in der Folge heimische Arbeitsplätze. Außerdem würden sie für „zusätzliche Verunsicherung in wirtschaftlich ohnehin äußerst herausfordernden Zeiten“ sorgen, meint Knill und adressiert direkt die SPÖ: Er würde sich „auch von einer Oppositionspartei mehr Verantwortung für unseren Wirtschaftsstandort und wirtschaftliches Verständnis wünschen“.

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Was hier vorgeschlagen wird, läuft letztlich darauf hinaus, dass alle dabei verlieren.

Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung

Für den neuen IV-Chef ist klar: „Was hier vorgeschlagen wird, läuft letztlich darauf hinaus, dass alle dabei verlieren.“ So würden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen Teil ihrer Löhne und Gehälter einbüßen, Unternehmen sähen sich mit einer weiteren Verteuerung des Faktors Arbeit - und daher mit einer zusätzlichen Belastung - konfrontiert und der Standort würde international an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, ist Knill überzeugt.

„Leute brauchen das volle Gehalt“
Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer hatte zuletzt bereits betont, er wolle sich bei den Gesprächen über eine Verlängerung der Corona-Kurzarbeit nicht auf eine Debatte über eine generelle Arbeitszeitverkürzung einlassen, wie etwa auch von der Gewerkschaft gefordert. „Wir wollen nach der Kurzarbeit möglichst viele Vollzeit-Arbeitsplätze, die Leute brauchen das volle Gehalt, um wieder einkaufen zu können“, so Mahrer gegenüber der „Krone“. Wenn der Staat oder die Betriebe eine Arbeitszeitverkürzung subventionieren würden, wäre das für Mahrer „das völlig falsche Signal“.

Für die ablehnende Haltung von Wirtschaftskammer-Präsident Mahrer, der „sofort auf Totalblockade schaltet, wenn er das Wort Arbeitszeitverkürzung hört“, hat Deutsch kein Verständnis. „Mahrer redet zwar gerne von Innovation und Zukunft, aber in Sachen Arbeitszeitverkürzung schaut er ganz alt aus.“

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