Inbetriebnahme offen

Der Ärger bei den Tiroler Kinobetreibern ist groß

Tirol
15.05.2020 10:25

Die Kinobranche ist von der Corona-Krise stark betroffen. Die Betreiber kämpfen mit Totalausfällen der Einnahmen bereits seit Mitte März. Ein Datum, an dem sie ihre Kinos wieder öffnen dürfen, gibt es derzeit noch nicht. Herbe Kritik hegen Tiroler Geschäftsführer vor allem an „fehlender Unterstützung“ seitens der Bundesregierung. 

Die Tiroler Kinos sind bei zahlreichen Filmbegeisterten sehr begehrt. Die Statistik-Zahlen sprechen für sich: 2019 ließen sich insgesamt 1.164.536 Besucher in Tirol vor den 47 Leinwänden der 13 Kinos unterhalten. Die Betreiber nahmen in Summe satte 10.726.484 Euro ein.

„Ein Totalausfall der Einnahmen“
Doch seit 16. März sind die Kinosäle geschlossen. „Von heute auf morgen wurden wir auf Null heruntergesetzt, ein Totalausfall der Einnahmen“, erklärt Mario Hueber, Inhaber des Metropol Kinos Innsbruck. Enttäuschung und Ärger machen sich in ihm breit. „Wir hängen in der Luft. Das Einzige, das wir bisher wissen, ist, dass wir per Verordnung bis 30. Juni geschlossen sind. Man hat das Gefühl, dass die Kulturbetriebe nicht überlebensnotwendig für eine Gesellschaft sind und damit keine hohe politische Relevanz haben. Daher werden sie zu allerletzt behandelt“, schildert Hueber. Fast jede Branche habe mittlerweile einen Fahrplan erhalten. „Mit der jeweiligen Lobby im Hintergrund sind auch rasch Erleichterungen möglich – siehe Gastronomie. Wir fühlen uns im Stich gelassen“, betont Hueber.

Kritik an Kommunikation seitens Staatssekretärin
Planbarkeit und Perspektive seien für die Kinobranche wichtig. „Wir können nicht wie die Baumärkte binnen 48 Stunden aufsperren. Wir benötigen Vorlaufzeiten. Die Kommunikation bezüglich der Kultur erfolgt seitens der Staatssekretärin (Anm: Ulrike Lunacek, Grüne, die am Freitag ihren Rücktritt bekanntgab) eigentlich katastrophal. Wenn wir etwas erfahren, dann stets hinterher aus den Medien“, erklärt Hueber.

Er führt das Metropol Kino bereits in vierter Generation. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass das Gebäude in unserem Eigentum ist und wir uns dadurch diverse Kosten sparen. Zudem waren die vergangenen Wirtschaftsjahre sehr gut. Wir konnten uns einige Reserven aufbauen“, betont Hueber. Die Mitarbeiter seien in Kurzarbeit. „Doch hoffentlich kommt es nun auch endlich zur Auszahlung. Weitere finanzielle Hilfen hätten wir uns erhofft“, so Hueber.

Inbetriebnahme der Kinos schon am 15. Juni?
Ein Blick ins Oberland zeigt ein ähnliches Bild. „Viele Besucher fragen bei uns an, wann wir wieder aufsperren. Ich hoffe sehr, dass es bald eine Klärung gibt. In einigen Bundesländern in Deutschland sperren die Kinos immerhin bald auf“, betont Heinrich Meindlhumer, GF FMZ Kino Imst.

Mit eigenem Projekt die Zeit überbrücken
Er rechnet damit, spätestens am 15. Juni in Betrieb gehen zu können. „Warum auch nicht?“, fragt der Tiroler. Er habe sich ein eigenes Konzept überlegt: „Bis uns die Verleiher wieder mit gutem Content versorgen können, werden wir vermutlich eine Woche lang täglich einen Film zeigen, wie etwa die Harry Potter-Reihe.“

Auch im Tiroler Unterland ist die Stimmungslage ähnlich. Alexander Wurzenrainer, GF des Kinos cinema4you in Kufstein und Fachgruppen-Obmann der Kino-, Kultur- sowie Vergnügungsbetriebe in der WK Tirol, betont: „Wir hoffen auf einen baldigen Fahrplan, mit den Filmverleihern sind wir bereits in Gesprächen.“ 

„Das Geld fließt zu langsam“
Alexander Wurzenrainer erklärt im „Krone“-Interview, wie die Corona-Maßnahmen das Filmerlebnis künftig beeinflussen wird. 

Wie geht es den Tiroler Kinobetreibern derzeit?
Die Umsätze sind auf Null gerasselt, doch die Kinos haben weiterhin Verpflichtungen, zu leisten. Betriebs- und Stromkosten müssen bezahlt werden. Viele Betreiber haben mittels Finanzierungsmaßnahmen in tolle Techniken investiert. Doch diese Finanzierungsziele können nun nicht eingehalten werden. Man muss bei der Bank um eine Verschiebung bitten. Das ist natürlich bitter.

Sind die beschlossenen Hilfspakete ausreichend?
In meinen Augen fließt das Geld zu langsam, zudem ist es überschaubar. Damit bin ich nicht ganz einverstanden. Auch wenn die Kinos ihre Pforten wieder öffnen dürfen, benötigen sie finanzielle Hilfe - zumindest bis sich der normale Kinoalltag wieder eingespielt hat. Ein Vorschlag wäre zum Beispiel, die 13 Prozent Mehrwertsteuer wieder zu reduzieren.

Ohne die Zulieferung von guten, neuen Filmen nützt das Öffnen der Kinos wenig, oder?
Ja, so ist es. Die Filmverleiher haben derzeit ihre Produkte vom Markt genommen. Wir sind aber schon in Gesprächen mit ihnen. Sie werden startbereit sein.

Der neue James Bond-Film war für 1. April geplant und wurde nun auf November verschoben. Schmerzt das?
Dieser Film hätten uns natürlich sehr gut getan. Auch Peter Hase 2 und Mulan waren im ersten Filmquartal dieses Jahres auf der Agenda. Die Kinofans müssen sich leider noch gedulden.

Lassen sich die Maßnahmen in den Kinobetrieb einbauen?
Ja. Jeder Betreiber kann im ganzen Haus Stationen aufbauen, an denen sich die Besucher ihre Hände desinfizieren können. Die Zeit der Vorstellungen kann so getaktet werden, dass sich beim Heraus- und Hineingehen in eine Saal die Besucher nicht kreuzen. Und auch Abstandshalter sowie reduzierte Plätze in den Sälen sind ohne Weiteres realisierbar.

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