Großer Andrang

Schrannen-Eröffnung: Salzburger stürmten Markt

Salzburg
01.05.2020 06:33

Am Donnerstag sperrte die Schranne in der Stadt Salzburg wieder auf. Der Andrang war groß. Besucher schwankten zwischen Freude und Regierungskritik. Die Standler fällten ein positives Resüme über den ersten Tag seit der Schließung wegen der Corona-Krise. Ein Besuch vor Ort.

„Die waren alle auf Entzug“, schlussfolgerte ein Schrannen-Besucher am Donnerstagmorgen über den großen Andrang. Tatsächlich waren die Menschenströme, die sich teilweise dicht gedrängt durch die Markt-Gassen schoben und wie in Zeiten vor der Krise Warteschlangen vor den Ständen bildeten, kaum zu übersehen. Der wöchentliche beliebte Treffpunkt im Herzen des städtischen Andräviertels lebte am ersten Tag seit den Krisen-Maßnahmen wieder auf. „Die Menschen haben sehnsüchtig auf die Wiedereröffnung der Schranne gewartet und das zeigt sich jetzt“, erklärte der Leiter des Marktamts der Stadt Salzburg Christophorus Huber am Donnerstag vor Ort. „Wir wollen in den nächsten Wochen sehen, wo wir am Markt während der Krise noch etwas optimieren können“, meint er.

Dennoch: Das völlig gleiche Gesicht wie vor der Schließung zeigte der traditionsreiche Markt am letzten Apriltag noch nicht. Auf die Würstelstände mussten die Besucher noch verzichten. „Es sind ein paar Stände weniger, um ein bisschen mehr Platz zu schaffen“, schilderte Huber. Backhendl gab es nur zum Mitnehmen.

Novum für Marktamts-Leiter
Auch für den Marktamts-Chef war der Donnerstag eine Premiere. „Ich leite das Amt schon einige Jahre, aber ich kann mich nicht erinnern, dass die Schranne einmal so lange geschlossen war wie in den letzten Wochen - abgesehen von der Nachkriegzeit“, erklärte Huber. Ähnlich ging es Obstbäurin Magret Esterer aus Wals-Viehhausen(32). „Unsere Oma hat bereits hier verkauft. Insgesamt verkauft unsere Familie schon seit 35 Jahren hier“, sagte Esterer. Die Phase während der Schließung sei auch für sie ungewohnt gewesen. „Es ist war das erste Mal, dass wir nicht hierher kommen konnten“, so die 32-Jährige. Sätze, die man in ähnlicher Weise von vielen der Standler zu hören bekam.

Esterer selbst zog am Eröffnungstag eine positive Bilanz. „Es war ein besserer Tag für uns als bereits viele andere Donnerstag vor der Krise.“ Auch Händler Gerhard Paradeiser (50) war überrascht vom guten Umsatz. „Es lief bis jetzt sehr gut“, ließ der niederösterreichische Bauer wissen. Der 50-Jährige und Esterer hoffen nun darauf, dass die Schranne wieder längerfristig geöffnet bleibt.

Besucher zeigten sich bis zur Schließung der Stände fast ausschließlich mit Schutzmaske auf dem Platz vor und um die Andräkirche. Der Mundschutz ist laut Huber Pflicht. Er musste bis 13 Uhr lediglich einen Herren vom Markt verweisen.

Gemischte Gefühle unter Besuchern über Regeln
Nicht alle zeigten sich jedoch glücklich über die Maskenpflicht. Rudolf Pitterka (45) von der unabhängigen Wirtschaftsliste beobachtete ohne Mundschutz und dafür mit provokantem Schild vor der Brust in der Hubert-Sattler-Gasse das Markttreiben. „Ich will mir meinen Hausverstand nicht verbieten lassen. Vor der Krise hieß es noch, dass die Masken nichts bringen, und jetzt müssen sie alle tragen?“, zeigte sich Pitterka kritisch. Dass die Wirtschaft an die „Wand gefahren“ werde, störe ihn außerdem an der derzeitigen Regierungspolitik. Nicht nur von Passanten erntete der Hotel-Angestellte dafür Zustimmung.

Änderungsschneider Zafer Demirtas versuchte hingegen sein Glück mit selbstgemachten Stoffmasken. Am Stand des Unternehmers konnten sich Besucher für das Schlendern entlang der Stände eine Maske kaufen. „Das Magistrat hat uns gefragt, ob wir die Masken hier verkaufen wollen“, betont Demirtas. Der Verkauf sei gut gelaufen.

„Das Bewusstsein für regionale Produkte wird durch die Krise auf jeden Fall gestärkt“, glaubt Pensionist (65) Johann Kainz. Es sei die entscheidende Lehre aus der Krise, meint der 65-Jährige, der sich als jahrelangen Schrannen-Stammgast bezeichnet. „Wenn es überhaupt Vorteile dieser Situation gibt, dann ist das der einzige.“ Schließlich habe der Pensionist laut eigener Aussage bereits selbst viele Freunde durch das Virus verloren. Ängstlich sein will er aber nicht. „Ich setze die Maske auf und passt“

Nikolaus Pichler
Nikolaus Pichler
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