Wie schon unzählige Male davor spielen und singen die Klassik-Stars der Gegenwart auf der Bühne, und 2.200 Zuhörer applaudieren und jubeln. Nicht immer ganz nachvollziehbar, aber diesmal schon: Der Festspielredner - der Berliner Opernintendant, Orchester-Gründer und Friedensbotschafter, Pianist und Dirigent - Daniel Barenboim führte Beethovens Viertes Klavierkonzert in G-Dur auf.
Philharmoniker leuchten kraftvoll aus allen Fugen
Und wie immer, wenn der 68-Jährige - in Buenos Aires mit jüdisch-russischer Abstammung geborene - Barenboim in die Tasten greift, wird es hart und kantig im Klang. Nicht alle Läufe perlen wie am Schnürchen. Außerdem können sich das Orchester und sein dirigierender Pianist über den richtigen Zeitpunkt für so manchen Einsatz nicht einigen. Dafür konstruiert Barenboim seinen eigentlich eher lyrischen Part transparent und plastisch. Und die Philharmoniker leuchten kraftvoll und entschlossen aus allen Fugen und Ritzen, so dass Beethoven detailklar und nuanciert begriffen werden kann von einem schon zur Pause begeisterten Publikum.
Danach Pierre Boulez: Riesiges Orchester, allein acht Schlagzeuger werden gezählt. Modernes muss eben sein, auch wenn die aus den Jahren 1945, 1978, 1984 und 1997 stammenden "Notations für Orchester" eigentlich schon ein Klassiker sind und sich beinahe historisch anhören. Aber für das Jubiläumskonzert zur Eröffnung des Konzertsommers in Salzburg sind die "Notations" gut geeignet mit ihrem festig-rhythmischen Schluss.
Hervorragenden Solisten beinahe im Hintergrund
Jetzt endlich Bruckner und sein "Te Deum". Großer, wuchtiger Sound für Chor, Soli und Orchester in strahlendem C-Dur. Himmlisch und irdisch zugleich, was die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor unterstützt vom Orchester da hören lässt. Satt und doch durchsichtig in allen Lagen bewältigen die Staats-Choristen ihre Aufgabe derart klang-schön und -gewaltig, dass alles an diesem Abend plötzlich im Schatten steht. Auch die hervorragenden Solisten Dorothea Röschmann, Elina Garanca, Klaus Florian Vogt und Rene Pape, die wirken wie ein auf die Spitze der Kleinheit getriebener Kammerchor. Groß hingegen der Jubel für alle.
von Christoph Lindenbauer/APA
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