"Zwei-Fronten-Krieg"

Wirt poltert: ‘Tabak-Sheriff forderte uns zum Rauchen auf!’

Tirol
11.07.2010 07:53
Ein "Zwei-Fronten-Krieg" tobt in Tirol: Nichtraucher-Schützer Robert Rockenbauer kämpft für eine rauchfreie Gastronomie. Dabei legt er sich mit Politik und Wirten an. Er selbst betrachtet sich aber als "Bindeglied zwischen Wirt und Gesetz" und nicht als strenger Tabak-Sheriff. Manche Gastronomen schätzen den militanten Anti-Qualmer, einige verachten ihn aber auch.

Eines haben Wirte und Nichtraucher gemeinsam: Das österreichische Nichtraucherschutzgesetz geht ihnen allen gegen den Strich. Es sei kein Gesetz, eine halbherzige Regelung. Nichtraucher-Schützer Robert Rockenbauer spricht sich seit Jahren für ein generelles Rauchverbot in öffentlichen Räumen und der gesamten Gastronomie aus. "Es geht hier um die Gesundheit der Menschen und da sehe ich die Politik in der Pflicht. Ein Gesetz muss her, das den blauen Dunst verbietet. Es kann nicht sein, dass ein dermaßen lückenhaftes Gesetz geschaffen wird. Nicht der Wirt, sondern der Gesundheitsminister ist für den Schutz der Gesundheit der Bürger verantwortlich", tönte Rockenbauer im "Krone"-Gespräch.

So sieht die Regelung aus
Zum Verständnis: Das aktuelle Gesetz erlaubt Lokalen unter 50 Quadratmeter die freie Entscheidung, ob sie Aschenbecher aufstellen oder nicht. Wirtshäuser zwischen 50 und 80 Quadratmeter dürfen dies auch, sofern keine baulichen Möglichkeiten bestehen, den Raum zu trennen. Alle Bars, die größer sind, müssen zwischen Raucher- und Nichtraucherraum eine Trennwand hochziehen. Bei der Trennung muss man beachten, dass der Hauptraum – über 50 Prozent der Gesamtfläche – den Nichtrauchern gehören muss.

Rockenbauer hält das Gesetz für sinnlos, da ein Abtrennen nie ganz möglich sei. "Es gibt ein Gutachten des Österreichischen Institutes für Baubiologie und -ökologie, welches besagt, dass durch Luftstrom und das ständige Öffnen der Türen eine Luftvermengung nicht verhindert werden kann."

Vorwürfe gegen "Robin Hood der Nichtraucher"
Rockenbauer sieht sich als "Robin Hood" der österreichischen Nichtraucher, doch viele Wirte können sein "edles Handeln" nicht erkennen: "Rockenbauer kam in meine Bar und versuchte jede unserer Kellnerinnen zu überreden, ihn eine Zigarette rauchen zu lassen. Das ist für mich Anstiftung zu einer Straftat", sagt ein Wirt, der anonym bleiben möchte. Rockenbauer schüttelte bei diesem Vorhalt nur den Kopf. "Ich helfe den Wirten, informiere sie über ihre Pflichten und verschenke notfalls sogar die gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichnungs-Aufkleber."

Dieses "Helfertum" wird von Wirtin Dagmar Lukas, die die Bar "Centrale" in der Maria-Theresien-Straße betreibt, bestätigt. Wütend ist Rockenbauer nicht auf die Wirte, sondern auf Ministerium und Wirtschaftskammer: "Der Kammer haben wir das schwammige Gesetz zu verdanken – und der Minister hat bisher noch nie auf eines meiner Schreiben reagiert."

WK kämpft für Rauchen in "Penz"-Hotelbar
Interessant ist das Verhalten der Wirtschaftskammer gegenüber einzelnen Wirten: So fechtet die Sparte Gastronomie in Tirol ein Verfahren für das Innsbrucker Hotel "The Penz" aus, damit man in der bekannten Hotelbar weiter rauchen kann.

Die juristische Argumentation: Das Hotel sei als Gesamtanlage zu betrachten und im ganzen rauchfrei. Die Bar soll somit als Raucherraum für das gesamte Hotel gelten...

von Matthias Holzmann, Tiroler Krone

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