Persönlich bereichert

Ehemalige Vize-Chefin: „Burgtheater war mein Baby“

Österreich
14.11.2019 16:02

„Das Burgtheater war mein Baby, mein Leben“, schluchzt die frühere Vize-Chefin. Umso härter trifft sie der Vorwurf, sie habe das Haus am Ring geschädigt, sie habe sich mit Hunderttausenden Euro persönlich bereichert. Vor Gericht schildert sie tränenreich, dass ihr wohl manches in dieser Zeit durcheinandergekommen sei.

Dabei hatte alles so schön begonnen. Der damalige Direktor Matthias Hartmann nutzte zum Beispiel ein spezielles Service des Burgtheaters: Er behob jene 273.000 Euro, die er zu Anfang seiner Intendanz für verschiedene Extraleistungen kassierte, nicht direkt, sondern ließ sie von Silvia Stantejsky „verwalten“.

Teure Einkäufe und ein luxuriöses Leben
Dieser sonderbare Brauch sei üblich gewesen, sagt die Angeklagte. Vor allem deutsche Künstler hätten die Bargeldkasse gerne verwendet. Im Fall Hartmann sagt die Anklage nun, dass sich Stantejsky 163.000 Euro davon persönlich angeeignet habe. Genauso wie jene 185.000 Euro, die sie für Regisseur David Bösch vorab bei der Hauptkassa in bar abgehoben habe. Die Staatsanwältin dazu: „Die Beschuldigte kam während einer Probe zu dem Regisseur und bat ihn um eine Blankounterschrift, die er ihr auch gab.“ Mit diesem Schreiben kassierte Stantejsky das Geld.

Insgesamt, so die Staatsanwältin, habe sich die frühere Vizechefin der „Burg“ mit knapp 400.000 Euro persönlich bereichert. Für teure Einkäufe und ein luxuriöses Leben.

„Hatte nie vor, mir einen Euro zu behalten“
Auch die Verteidigerinnen geben grundsätzlich Untreue und Veruntreuung im Namen ihrer Mandantin zu. Nur Silvia Stantejsky sieht das alles anders: „Ich hatte nie vor, mir einen Euro zu behalten. Ich habe dem Burgtheater keine Spesen und keine Ausgaben verrechnet. Ich habe mein Geld ins Theater gesteckt.“ Und dabei sei ihr durcheinandergeraten, was eigenes und fremdes Geld gewesen sei.

„Ich wollte das Ansehen des Hauses retten“
Zweiter Punkt der Anklage: Bilanzfälschung! Dabei soll sie Inszenierungen, wie jene des „König Lear“ oder „Wallenstein“, die längst zur Vernichtung freigegeben waren, weiter als buchhalterisches Plus verwendet haben. Dies und andere Tricks hätten nur dazu gedient, um ihrer geliebten „Burg“ zu helfen: „Es wurde immer die schwarze Null in der Bilanz gefordert, ein Minus war verboten. Ich wollte das Ansehen des Hauses retten.“

Urteil kommende Woche.

Peter Grotter, Kronen Zeitung

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