Tag drei der Proteste

Kein Ende der Gewalt in Barcelona in Sicht

Ausland
17.10.2019 07:13

Drei Tage dauern die schweren Ausschreitungen in Barcelona schon an - in der spanischen Großstadt herrscht der Ausnahmezustand. Katalanische Unabhängigkeitsbefürworter setzten am Mittwochabend mehrere Autos, Barrikaden und Blumenkästen in Brand. Die Sicherheitskräfte wurden mit Steinen, Böllern und „Gegenständen mit Säure“ beworfen, so die Polizei. Der katalanische Regionalpräsident Quim Torra forderte ein sofortiges Ende der Gewalt.

Nachdem das Oberste Gericht in Madrid am Montag neun Separatistenführer zu langjährigen Haftstrafen verurteilt hatte, kam es zu Krawallen mit Dutzenden Verletzten und zahlreichen Festnahmen. Die Inhaftierten distanzierten sich auf Twitter von den Ausschreitungen. Am Mittwoch gipfelte ein friedlicher Protestmarsch Tausender Menschen in der Metropole in einen gewalttätigen Tumult: Hunderte junge Demonstranten errichteten Barrikaden, setzten Mistkübel und Autos in Brand und schleuderten Flaschen und Steine auf die Polizei.

Die Protestierenden feuerten zudem Feuerwerkskörper in Richtung eines Polizeihubschraubers ab. Mindestens 32 Menschen wurden verletzt, die Polizei berichtete von 20 Festnahmen am Mittwoch. Am Tag davor wurden 20 Demonstranten verhaftet.

Regionalpräsident: „Keinerlei Rechtfertigung“ für Vandalismus
Der Regionalpräsident der abtrünnigen Provinz verurteilte die Krawalle: Für brennende Autos und andere Formen des Vandalismus gebe es „keinerlei Rechtfertigung“, sagte Quim Torra am Mittwochabend im Regionalfernsehen. „Das muss sofort aufhören.“ Demonstrationen müssten „friedlich“ verlaufen, sagte Torra in der Fernsehansprache. Zugleich betonte er, Proteste gegen ein „ungerechtes und unsinniges Urteil“ seien „normal und gut“.

Quim Torra (Bild: AFP)
Quim Torra

Ministerpräsident Pedro Sanchez traf sich unterdessen mit den Spitzen der Oppositionsparteien, um über die Lage zu beraten. Während konservative Kräfte sich dafür einsetzten, die abtrünnige Region erneut unter eine Zwangsverwaltung zu stellen - wie bereits nach dem Unabhängigkeitsreferendum vom Oktober 2017 geschehen -, plädierten linke Parteien für einen Dialog und eine politische Lösung.

13 Jahre Haft für Unabhängigkeitskämpfer
Die Proteste hatten sich an einem Urteil von Spaniens Oberstem Gerichtshof gegen neun prominente katalanische Unabhängigkeitsbefürworter entzündet. Diese erhielten am Montag Haftstrafen von bis zu 13 Jahren wegen „Aufruhrs“ und Veruntreuung öffentlicher Gelder, weil sie im Oktober 2017 ein von der spanischen Justiz als illegal eingestuftes Unabhängigkeitsreferendum organisiert hatten.

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