Flachgautunnel

Ungewissheit ist für Köstendorfer schlimm

Salzburg
12.10.2019 08:00
Die Freude, dass die geplante Aushub-Deponie des Flachgautunnels wegen der Steinkrebse nicht in Lochen platziert werden kann, hielt sich in Köstendorf nur kurz. Zwar wird es das lang umstrittene Förderband dadurch erst einmal nicht geben, aber die große Frage ist: Was kommt jetzt? „Eine ungute Ungewissheit.“

Den ÖBB wurde im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung zum Hochleistungsbahntunnel durch den Flachgau mitgeteilt, dass der geplante Deponie-Standort im Gemeindegebiet von Lochen nicht genehmigungsfähig ist (die „Krone“ berichtete). Eine große, geschützte Steinkrebs-Population mit 3000 Tieren im Unterlauf des Steinbachgrabens verhindert dies.

Die ersten Reaktionen aus Köstendorf: „Es zeigt wie genau hier im Verfahren gearbeitet wird und einige haben sich über das Ergebnis gefreut“, sagt Bürgermeister Wolfgang Wagner (ÖVP). Denn das kilometerlange Förderband zum Transport des Aushub-Materials zur Deponie mit einer zehnjährigen Dauerbeschallung für die Anrainer, wird es in dieser Form daher nicht geben.

Die Ernüchterung in der Flachgauer Gemeinde setzte aber schon bald ein. Denn die Bundesbahnen müssen jetzt innerhalb eines halben Jahres eine Alternative für den Deponie-Standort einreichen. Da stellt sich in Köstendorf die große Frage: Was kommt jetzt?

Nicht noch mehr Belastung in Gemeinde
Relativ klare Vorstellungen, wie es jetzt weitergehen soll, hat der Ortschef. Seine erste Forderung: „Köstendorf darf nicht noch mehr belastet werden. Bei uns darf es nicht noch zusätzlich eine Deponie geben.“
Seine zweite Forderung ist, dass sich die ÖBB endlich die Vorschläge der Gemeinde anschauen und auch diese in das Verfahren mit einbringen. Schon lange kämpft Wagner, bisher ohne Erfolg, für eine Verbesserung der Baulogistik: „Der Zu- und Abtransport sollte über die Bahn laufen.“

Kein Tübbingwerk vor Ort zwingend notwendig
Dazu müsste man im Vorfeld bereits einen Verknüpfungspunkt zum Bestandsnetz der Schiene bauen. Aber nicht nur der Abtransport soll für den Ortschef über die Schiene laufen, auch die Anlieferung des benötigten Materials.
So ist momentan ein eigenes Tübbingwerk direkt vor Ort geplant. Tübbinge werden für die Wände des Tunnels benötigt. „Diese könnte man in einem Schotterwerk herstellen und die fertigen Teile mit dem Zug anliefern“, ist Wagner überzeugt.

Alleine ist die Situation nicht zu schaffen
Wagner hofft in der neuen Situation auf die Unterstützung der heimischen Politik, hat schon Kontakt mit Landesrat Stefan Schnöll (ÖVP) aufgenommen. Auch ein unabhängiger Berater, der für alle Seiten vermitteln könnte, wäre für ihn jetzt eine gute Variante. „Denn alleine geht das nicht mehr.“
Die ÖBB wollen sich dazu momentan noch nicht äußern. „Wir sind jetzt auf der Suche nach einer Alternative“, sagt Projektleiter Christian Höss. Welche diese sein könnte, will er momentan nicht kommentieren. Auch die ÖBB wurden durch die Absage des Deponie-Standortes überrascht, was den Bürgermeister ärgert. „Hätten man das vorher gewusst, hätten wir uns viele Diskussionen erspart.“

„Notfalls muss Projekt zurück an den Start“
Jetzt muss man in Köstendorf nach vorne schauen, doch der Ton wird deutlich rauer. „Wenn unsere Vorschläge und Varianten nicht gehört werden und es doch eine Deponie in unserer Gemeinde geplant wird, dann kann ich nur sagen: Das ganze Projekt muss zurück an den Start und vielleicht auch in einer abgespeckten Form auf der Bestandsstrecke umgesetzt werden“, so Wagner.

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