Hass im Netz nimmt zu

Kritik an der steirischen Ellbogen-Gesellschaft

Steiermark
30.08.2019 06:00
Beschimpfungen, Körperverletzungen, Hasspostings – der Ton in der Gesellschaft wird immer rauer. Jedes Jahr werden in der Antidiskriminierungsstelle Steiermark rund 2300 Fälle gemeldet. Diskriminierung passiert nicht nur im öffentlichen Raum, sondern immer öfter auch im Internet, berichtet Leiterin Daniela Grabovac.

„Hass-Postings im Internet haben stark zugenommen, vor allem jene mit NS-Bezug. Mittlerweile gibt es bei uns jährlich im Schnitt 1700 Meldungen“, erzählt Daniela Grabovac, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Steiermark. Zum Vergleich: 2015 gab es nur 131 Fälle. Das bedeutet in nur wenigen Jahren einen Anstieg um das 13-fache, natürlich auch bedingt durch die Einführung der „BanHate“-App, die das einfache Melden von Hass-Postings möglich macht.

Auch im realen Leben viel Respektlosigkeit
Doch auch im realen Alltag gibt es Diskriminierung: „Hier bearbeiten wir jährlich 600 bis 700 Fälle“, berichtet Grabovac. Es gibt unterschiedliche Beweggründe: „Die meisten kennen Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, der Ethnie oder Religion - was aber stark zunimmt und oft gar nicht bemerkt wird, ist Altersdiskriminierung.“

Die Benachteiligung der älteren Generation ist nur in der Arbeitswelt verboten. Es wird aber nichts dagegen unternommen, dass etwa die meisten Studienstipendien nur bis zur Altersgrenze von 30 vergeben werden oder dass Banken Kreditkarten von Senioren einziehen.

„Der akzeptierteste Bereich der Diskriminierungen in Österreich ist der soziale Status“, informiert die Leiterin. Titel stehen auf der Visitenkarte, sollten aber nur im Beruflichen relevant sein. Außerdem werden Menschen mit Beeinträchtigungen oder Erkrankungen diskriminiert - manche auch einfach wegen ihres Aussehens. Es kann durchaus passieren, dass Arbeitgeber ihre Mitarbeiter nur bis Kleidungsgröße 38 einstellen. „Vorurteile können darüber entscheiden, ob man einen Job oder eine Wohnung bekommen, oder nicht - und welche Schule die Kinder besuchen dürfen“, sagt die Expertin.

Grabovac weist auf die Vorbildwirkung von Politikern hin: „Ich glaube, die moralischen Barrieren sind gefallen – die Leute glauben, wenn Trump alles äußern darf, können sie das auch.“

Menschen schämen sich und schotten sich ab
Betroffene reagieren mit Scham und schotten sich ab. „Die heutige Ellbogen-Gesellschaft ist ein großes Problem. Jeder will der ,Bessere’ sein – dafür wird auch nach unten getreten“, so Grabovac.

Es gibt aber auch positive Entwicklungen: Die Gesellschaft ist hinsichtlich sexueller Orientierungen toleranter geworden. Das Bewusstsein für Diskriminierung wird größer. „In der Jugendsprache gibt es die Phrase ,Diss mich nicht!’. Es ist also auch da angekommen“, freut sich die Expertin.

Melanie Tengg

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