Im russischen TV

Strache gibt erstes TV-Interview nach Ibiza-Affäre

Österreich
09.08.2019 18:41

In den vergangenen Wochen hat er hauptsächlich per SMS mit Medien kommuniziert, auch mit der „Krone“. Nun wagte sich der über das Ibiza-Video gestolperte Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache aus der medialen Deckung - und gab ausgerechnet dem russischen Propagandasender RT von Präsident Wladimir Putin sein erstes TV-Interview (siehe oben). Darin nimmt der ehemalige Vizekanzler ausführlich Stellung zu dem brisanten Video und findet auch deutliche Worte zur Rolle seines ehemaligen Koalitionspartners Ex-Kanzler Sebastian Kurz. Inhaltlich ist aber nicht viel Neues dabei.

Die FPÖ und insbesondere Strache haben eine ganz besondere Beziehung zu Russland und zu Putins Partei „Einiges Russland“ - das ist kein Geheimnis und war in den vergangenen Jahren immer wieder Gegenstand heftiger Kritik. Wie innig Straches Beziehungen zu Russland sind, stellte er nicht zuletzt im Ibiza-Video unter Beweis, wo er einer vermeintlichen russischen Oligarchennichte unter anderem den Staat und die „Krone“ verscherbeln wollte.

Nun steht man vor Neuwahlen, und die Aufarbeitung der Hintergründe des Videos ist voll im Gange. Mit neuen Erkenntnissen kann Strache hierbei im Gespräch mit dem deutschen RT-Moderator Thomas Fasbender noch nicht dienen, auch wenn sich bereits eine Taskforce mit der Causa beschäftigt. Er betont aber zum wiederholten Male, dass die Aufnahmen „peinlich“ gewesen seien. Dieses Gefühl würde aber wohl jeder verspüren, „der erleben muss, dass er heimlich und illegal in einer vermeintlich privaten Atmosphäre gefilmt wird und dann bewusst aus dem Kontext gerissene Teile veröffentlicht werden“.

Hier können Sie sich das Ibiza-Skandal-Video ansehen:

„Fortsetzung der Koalition wurde mir von Kurz zugesichert“
Dafür, dass die türkis-blaue Regierung letztendlich an dem Video zerbrach, gibt der Ex-Vizekanzler auch seinem ehemaligen Koalitionspartner und Ex-Kanzler Sebastian Kurz eine Mitschuld. Denn sein Rücktritt hätte die Regierung retten sollen. Die Fortsetzung der Arbeit sei ihm auch vor seiner Rücktrittserklärung seitens des Kanzlers zugesichert worden, sagt Strache. Doch dann sei „alles anders“ gewesen. Dann habe man plötzlich auch auf den Rücktritt von Innenminister Herbert Kickl bestanden. Dieser Umstand erwecke den Eindruck, dass jemand versucht habe, „Kapital aus diesem Video zu schlagen“, mutmaßt Strache, der sich diesen Wandel bei Kurz nicht erklären kann.

Schredder-Affäre: „Vorgänge mehr als ungewöhnlich“
Gibt es Zusammenhänge zwischen angeblich gefälschten E-Mails zwischen dem ehemaligen Kanzleramtsminister Gernot Blümel und Kurz, die nahelegen sollen, dass man bei der ÖVP bereits im Jahr 2018 über die Ibiza-Aufnahmen Bescheid wusste, und der Schredder-Affäre? Auf diese Frage kann Strache keine Antwort liefern, will auch nicht mutmaßen. Dennoch meint er, dass die Vorgänge rund um die Vernichtung von Festplatten des Bundeskanzleramts vor dem Regierungswechsel „mehr als ungewöhnlich“ gewesen seien.

Daher fragt sich Strache, was man auf diesen Festplatten hätte entdecken können. „Die ÖVP muss hier ein schlechtes Gewissen haben“, meint das einfache FPÖ-Mitglied.

„Herausgabe des gesamten Videomaterials wäre notwendig“
Heftige Kritik übt Strache auch an den Enthüllungsjournalisten der „Süddeutschen Zeitung“, die trotz Anfragen seines Anwalts das gesamte Videomaterial im Umfang von sieben Stunden nicht aushändigen wollen. „Das wäre im Sinne der Aufklärung ein notwendiger Akt, da gerade ich als Betroffener das Recht habe, diese sieben Stunden zu sehen, um einen Beitrag zur restlosen Aufklärung zu leisten“, so Strache, der betont, dass hier das Quellenschutz-Argument nicht greife, denn man wolle gar nicht, dass die Quellen der Journalisten veröffentlicht werden.

Sandra Schieder, Kronen Zeitung/Gabor Agardi, krone.at

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