Ölfässer, Plastikmüll

Er fischt täglich eine Ladung Mist aus Donaukanal!

Wien
01.08.2019 11:11

Eifrig leistet er seinen Beitrag zum Kampf gegen die weltweite Müllplage: Rudi K. (59) ist der Held vom Wiener Donaukanal. Jährlich verbringt er seinen Sommer damit, eigenhändig Abfälle einzusammeln, ab September sind es insgesamt 120 randvolle Säcke! Deren Inhalt: Plastik- und Metallabfall in Form von Flaschen und Dosen, aber auch Kurioses ist dabei.

„Es ist zumindest ein Tropfen auf den heißen Stein“, erzählt K. über sein Engagement, während er anfängt, seine tägliche Ausbeute zu präsentieren. Er packt aus. Acht Dosen, drei Plastik- zwei Glasflaschen, eine Gas-Kartusche. Er ist überzeugt: Der Mist stammt aus der Innenstadt und wird von feiernden Jugendlichen achtlos ins Wasser geschmissen.

Aus seiner Fischerhütte holt Rudi das Teleskop und stellt es auf einen Tisch unterhalb des Hauses, das auf Stelzen steht und den Blick auf den Kanal freigibt. Als das Passagierschiff nach Bratislava vorbeifährt, hupt es laut. Rudi und seine Frau winken dem Kapitän zurück. Er stellt die Schärfe des Teleskops ein und schaut durch. Von hier aus überblickt der pensionierte Berufsdetektiv den angeschwemmten Mist, der entweder mit der Strömung zügig weiterzieht oder dadurch mitten in seinem Fischernetz landet: „Ich kann nicht jede Flasche rausholen. Einen Teil ja, aber nicht alle.“ Von früh bis spät ortet er Gegenstände und sammelt sie ein.

Von Anfang Mai bis Ende September verbringt Rudi K. den Sommer am Donaukanal auf der Höhe Freudenau: „An einem Tag sind vier Ölfässer im Wasser herumgetrieben, da musste ich die Polizei verständigen, damit der Schiffsverkehr nicht beeinträchtigt ist.“ Offene Mistsackerl, Schuhe, Campingsessel, Liegestühle, Gasflaschen, Ölfässer, Plastik und Glas. Es gibt nichts, was Rudi noch nicht einsammeln musste.

„Mein Nachbar sammelt leidenschaftlich Bälle und Liegen!“ Rudi holt sein Handy raus und lässt es bei Joe klingeln. Wenige Minuten später ist Joe schon zu Besuch „Drei bis vier Bälle hol ich pro Jahr aus dem Donaukanal. Im ersten Jahr waren es ganze acht!“ - und das ohne Fischernetz. Joe springt ins Wasser und fischt sie raus. Heute berichtet er von seinem neuesten Fang, einem schwarzen Liegestuhl, noch tipptopp in Schuss. Rudi K. antwortet scherzend, er müsse sein Netz besser aufspannen, damit „der Joe in Zukunft nix mehr kriegt“.

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