Garnitur entgleist
Mindestens neun Tote bei Zugunglück in Südtirol
Als Auslöser für das verheerende Unglück wird eine defekte Bewässerungsanlage eines Obstanbaugebietes angenommen. Durch ein Leck in der Leitung dürfte sich der Hang aufgeweicht haben und ins Rutschen geraten sein. Guido Rispoli, Bozens Oberstaatsanwalt, nahm bereits Ermittlungen auf. Es wurde davon ausgegangen, dass das austretende Wasser den Hang unterspült hatte.
Zug in Schlucht von Schlammlawine erfasst
Das Unglück ereignete sich kurz nach 9.00 Uhr, betroffen war der Zug, der um 8.20 Uhr in Mals abgefahren war und um 9.43 Uhr in Meran hätte eintreffen sollen. In einer Schlucht zwischen den Haltestellen Kastelbell und Latsch wurde der Zug von der Schlammlawine erfasst. Die Garnitur, bestehend aus zwei Abteilen, kippte um, wobei der vordere Zugteil in Richtung der Uferböschung der Etsch rutschte. Mehrere Bäume verhinderten aber, dass der Waggon in den Fluss stürzte.
Unfall passierte in unwegigem Gebiet
Die Geröll- und Schlammmassen drangen auch in den Zug ein und bedeckten die Abteile bis zu eineinhalb Meter hoch, was die Rettungsmaßnahmen zusätzlich erschwerte. Der Unfall passierte zudem in einem äußerst schwer zugänglichen Gebiet. Die Einsatzkräfte mussten sich zum Teil zu Fuß zur Unfallstelle durchkämpfen. Bis zum Nachmittag gelang es, alle Passagiere aus der Bahn zu bergen. Die Suche nach weiteren Opfern im Schlamm außerhalb der Abteile war noch länger im Gang.
Der Südtiroler Landtag unterbrach nach Bekanntwerden des Unfalls seine Sitzung, Landeshauptmann Luis Durnwalder machte sich auf den Weg zum Unglücksort. "Wie sich die Lage derzeit darstellt, konnte mit so einem Unglück nicht gerechnet werden, auch weil der Hang oberhalb der Unglücksstelle mit Netzen gegen Steinschlag gesichert war", erklärte der Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder auf einer Pressekonferenz in der Nähe des Unglücksortes.
"Es hat sich hier keine Gefahr abgezeichnet"
Es habe den Anschein, als ob einsickerndes Wasser den gesamten Hang in Bewegung gesetzt habe. "Alle zwei Jahre nehmen wir alle Böschungen und Abhänge ober- und unterhalb der Gleise unter die Lupe, es hat sich hier allerdings keine Gefahr abgezeichnet", sagte Landesrat Thomas Widmann (SVP). "Ein solches Unglück, bei dem eine Mure einen fahrenden Zug trifft, war bis heute nicht einmal vorstellbar." Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter hat seinem Südtiroler Kollegen Luis Durnwalder volle Unterstützung des Landes zugesichert, falls diese benötigt wird.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.