Am Landestheater:

„Die schönsten Neurosen unserer Haustiere“

Salzburg
18.03.2019 14:30
Die zweite Station des „Freispiel“-Festivals am Landestheater: „Die schönsten Neurosen unserer Haustiere“ des renommierten Autors John von Düffel in einer ersten szenischen Fassung. Lustig gewiss, zuweilen poltert das Parodien-Pathos.

Der Dramatiker, hier zugleich sein Regisseur, und das Ensemble legen Wert darauf, dass es weniger eine Uraufführung ist, als viel mehr eine Werkstatt-Inszenierung, ein Experiment.

Das hat Gründe: zum einen ein gewisses Schongebiet, man steht nicht gleich im „Fegefeuer“. Zum anderen liegt es in der etwas vertrackten Anlage des Stoffes.

Die hyperaktiv gestresste Single-Frau (Genia Maria Karasek) sucht „einen Hund fürs Leben“. Sozusagen Seelen-Wellness. Fündig wird sie im Tierheim: „Chrissy“ (Christoph Wieschke) ist ein monströser Riesenschnauzer, oder so in der Art. Aber „seine Augen“, tränentreuherzig, bezaubern sie. Bloß, der muss immer zuhause rumdödeln und wird ein apathischer Couch-Potato.

Das bringt „Genia“ in Rage, sie sieht nur eine Lösung: Therapie beim absurd entrückten TV-Tierhypnose-Doktor…Dott (sinnigerweise von Marco Dott gegeben). Der hat – recht passend – eine „101 Dalmatiner“-Phobie.

Das funktioniert über eine dreiviertel Stunde tragend und hält. Weil sich die Neurosen und Psychosen in den Menschen enttarnen und die Tiere ein wehrloses „Opfer der Zärtlichkeit“ sind, wie von Düffel sagt.

Kompliziert wird es danach im Klippensprung nach Hollywood, es in die „Sextinische Kapelle“ zum Ex-Filmmogul Harvey Weinstein geht, #metoo und in die Geschichten des TV-Double-Hundes „Timmy“ (Tim Oberließen) und der extrem aggressiven „Catwoman“ (Elisa Afie Agbagleh).

Hier geben „Brücken“ im Fluss sexueller Übergriffigkeiten (vom Haustier zum Menschen) keine sonderlich erhellenden Bewältigungen. Lustig? Nein. Lastig!

Die schlussendlichen Rührseligkeiten sind glasiertes Pathos-Schmalz. Mimisch ausufernd angelegt, das beeindruckt nicht einmal mehr den herren- oder frauenlosen „Strolchi“.

Gesungen wird viel und gut, vielleicht sollte man diesen Plot zum „Cats 4.0“, oder „Dogs 2.0“-Musical machen, irgendwie. Ein herzlich beklatschter Publikumserfolg.

Aufführungen am 20. und 27. März sowie am 2. und 12. April

Hans Walter Langwallner
Hans Walter Langwallner
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