Interview:

Nackt macht stark

Salzburg
07.03.2019 06:25

Vollblutmusiker Norbert Schneider gibt im Odeion den Ton an. Im Interview verrät er, warum er dem Blues den Rücken kehrte und jetzt mit Mundart die Hüllen fallen lässt.

Herr Schneider, am 24. März gastieren sie mit neuem Album „So wie´s is“ im Odeion. Wie is es denn gerade so?

Nachdem ich seit Ende Dezember bühnenabstinent bin, freue ich mich sehr auf die Tour. Mir ist es wichtig jedes Jahr ein, zwei Monate Zeit für meine musikalische Weiterbildung zu haben. So kann ich mich zurückziehen und in Ruhe an meinem Stil feilen. Jetzt ist es Zeit, das auf die Bühne zu tragen.

Sie kommen ursprünglich vom Blues, jetzt singen sie Wiener Dialekt. Warum?

Durch den Dialekt gelingt’s mir meine Musik auf ein anderes, emotionaleres Niveau zu bringen. Meine Ansichten, mein Humor, alles was mich als Person ausmacht, kann ich so noch direkter einfließen lassen. Das hat mir zu Beginn etwas Angst gemacht, weil du dich als Künstler dadurch vor deinem Publikum quasi ausziehst. Genau das empfinde ich jetzt aber als Stärke.

Trotz Mundart kommt die Genrevielfalt nicht zu kurz. In „I was eh“ findet man z.B. Reggae-Elemente und in „Tigerman“ regiert der Funk.

Meine Musik basiert auf Eindrücken und Erfahrungen aus den letzten 20 Jahren und entwickelt sich ständig weiter. Mir ist es wichtig, mich immer wieder neu auszuprobieren, ungewöhnliche Dinge zu verbinden und nicht stehen zu bleiben. Ich möchte kein „Motto“- Künstler sein, das widerstrebt mir.

Wo finden sie die Inspiration für ihre Texte?

Jedes Lied ist bis zu einem gewissen Grad autobiografisch. Der Alltag gibt schließlich viel an Skurrilem her, da muss man nicht unnötig in die Ferne blicken.

Mit ihrem letzten Album „Neuaufnahme“ setzten sie eine Hommage an Georg Danzer. Wie kam’s dazu?

Danzers Nachlassverwalter suchte einen Künstler, der sein Werk neu interpretiert. Er ließ mir völlig freie Hand, und es war das reinste Vergnügen in diesem Fundus an großartigen Liedern meine Favoriten heraus zu picken. Zunächst stand ich dem Projekt skeptisch gegenüber, aber schon nach dem ersten Demo war klar, es hat künstlerischen Wert.

Sie standen mit Mick Taylor oder Tommie Harries auf der Bühne und waren Support für Simpley Red – Vorbilder?

Vorbilder sind wichtig, um sich selbst zu finden und auszusortieren, wo die eigenen Stärken und auch Schwächen liegen. Jetzt bin ich eher damit beschäftigt mein Profil zu schärfen, um etwas Eigenständiges zu produzieren.

Sie haben als Kind widerwillig Geige gelernt, sich das Gitarrespielen selbst beigebracht. Heute sind sie Amadeus Award-Gewinner. Was raten sie jungen Musikern?

Bei Musikern gibt es so etwas wie eine natürliche Auslese. Diejenigen, die es wirklich ernst meinen, es wegen der Liebe zur Musik, und aus einem inneren Drang heraus machen, werden am Ende überbleiben. Denen brauche ich auch nichts zu raten. Alle anderen suchen sich besser eine andere Beschäftigung, die sie erfüllt.

Sie haben den Ö3-Soundcheck gewonnen, bei der Songcontest-Ausscheidung mitgemacht, und waren Dancing Star. Braucht das ein Vollblutmusiker wie sie?

Mir ist wichtig, mich immer wieder an neuen Dingen zu probieren. Da kommt es nicht nur auf den Erfolg an. Als Tänzer war ich z.B. nur mittelmäßig, und beim Ö3 Soundcheck bin zufällig gelandet. Es waren interessante Erfahrungen, und durchaus auch wichtige Stationen in meiner Karriere. Mit meiner Entwicklung als Musiker hat das aber nur bedingt zu tun, für die ist man selbst verantwortlich. Gitarre spielen kann ich, weil ich es mir beigebracht habe, da bringt mir Dancing Stars oder der Ö3-Soundcheck nichts. Trotzdem war’s lustig.

Norbert Schneider

24.03. Odeion Kulturforum

Tickets: www.oeticket.com

Tina Laske
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