Biathlon-Sorgen

„Mitschnorren? Nein, ein bisschen Stolz hat man!“

Salzburg
03.01.2019 21:00

Drei Salzburger Weltcup-Athleten teilen dasselbe Problem: Sie müssen „oben ohne“ laufen, weil sich kein Kopfsponsor findet. Die „Krone“ auf Ursachenforschung ...

Biathlon boomt! Europaweit haben die Loipenjäger die höchsten Einschaltquoten, lassen Alpine, Langläufer und Skispringer hinter sich.

Hierzulande spielt sich aber Kurioses ab: Mit Julia Schwaiger, Tobias Eberhard und Sven Grossegger sind gleich drei Salzburger Weltcup-Athleten auf der Suche nach einem Kopfsponsor.

„Es ist teilweise echt ernüchternd“, erklärt Tobi Eberhard. „Ich habe ein Alter erreicht, wo ich mit beiden Beinen im Leben stehe. Firmen abzuklappern und zu bitten - das ist halt nicht meins.“ Er habe dabei immer das Gefühl, in der Schuld zu stehen, Topergebnisse abliefern zu müssen. „Dabei sollte es ja eine Partnerschaft sein.“

Weshalb dem 33-Jährigen wichtig ist, sich mit dem potenziellen Partner identifizieren zu können. „Ich will schon einen persönlichen Bezug zu meinem Unterstützer haben.“ Als Ansatzpunkt sieht er die Wintersportregion, in der der Saalfeldener lebt.

Tobias Eberhard: „Da stößt man auf taube Ohren“

Es gebe genügend Beispiele anderer Regionen, in denen diese lokale Sportler unterstützen, versuchen, mit diesen Werbung zu betreiben. „Wir gehören zur weltweiten Wintersportregion Nummer eins, aber da tut sich leider nichts auf, stößt man auf taube Ohren.“ Umso glücklicher ist er, dass er die Polizei als verlässlichen Partner an seiner Seite hat. „Das kann man gar nicht oft genug lobend erwähnen“, betont er.

Tobis Bruder Julian hat als Weltklasse-Biathlet keine Probleme bei der Suche. Ob er davon profitieren kann? „Wenn der Sponsor das begrüßt, bin ich voll dabei. Aber mitschnorren? Nein, ein bisschen Stolz hat man dann schon auch.“

Schwaiger sieht das ganz ähnlich. Der einstige Partner der Ex-Junioren-Weltmeisterin und derzeit zweitbesten Biathletin Österreichs verlängerte überraschend den Vertrag nicht. Seither ist die 22-Jährige „oben ohne“ unterwegs.

„In anderen Sportarten scheint das kein Problem zu sein“, rätselt die Saalfeldnerin. „Ich bin halt auch nicht der Typ, der gerne auf Firmen zugeht und um Geld bettelt. Zum Glück habe ich einen guten Background, stehen meine Eltern hinter mir.“

Julia Schwaiger: „Man macht sich einen Kopf darüber“

Immer wieder gibt es zwar loses Interesse, Konkretes war in letzter Zeit aber nicht dabei. Hinzu kommt, dass die Athleten im Winter kaum Zeit haben, um sich neben den kräftezehrenden Wettkämpfen auch noch um Sponsorenakquise zu kümmern.

„Natürlich macht man sich einen Kopf darüber. Im Winter willst du diesen aber frei haben und nicht daran denken“, erklärt Schwaiger. Deren Eltern ihr stets gut zureden. „Ich soll mir keine Gedanken machen“, meinen diese, „mit guten Ergebnissen wird bestimmt jemand anklopfen.“

Grossegger, der Dritte im Bunde, klebte zuletzt seine Hauben ab, auf denen der alte Sponsor noch zu sehen war. Wie der Tiroler Lorenz Wäger musste er sich „aus Kostengründen“ auf die Suche nach einem Nachfolger begeben.

Auch bei ihm ist bislang aber keiner in Sicht. „Es ist schwierig!“, erklärt der 31-Jährige, der in den letzten Jahren krankheitsbedingt des Öfteren vom Pech verfolgt war, daher nur selten sein volles Potenzial abrufen konnte.

Grossegger: „Man kann nichts erzwingen“

Mit der aktuellen Situation hat sich Grossegger, der wie Eberhard und Schwaiger für den HSV Saalfelden an den Start geht, abgefunden, versucht, das Beste daraus zu machen. „Man kann ja nichts mit Biegen und Brechen erzwingen. Ich muss aber schauen, wie es auf Dauer weitergeht.“

Das Trio ist ratlos. Trotz guter Leistungen tut sich wenig. Dabei sind Eberhard, Schwaiger und Grossegger verhältnismäßig günstig „zu haben“. Alle drei betonen: „Wir verlangen sicher keine Unsummen!“

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