Wer zahlt? Wer fährt?

10 Fragen und Antworten zu neuer Grazer Seilbahn

Steiermark
18.11.2018 06:30

35 Millionen Euro will die schwarz-blaue Grazer Rathaus-Koalition in eine Seilbahn investieren, die Graz ab 2022 über den Plabutsch mit dem Thalersee verbindet. Dazu kommen Grundstücksankäufe und Pläne für ein Naherholungsgebiet um fünf bis sechs Millionen Euro. Das Projekt ist umstritten. Wer zahlt? Wer fährt? Was ist mit den Tieren? Müssen andere für die Stadt wichtige Projekte storniert werden? Die „Steirerkrone“ hat bei VP-Bürgermeister Siegfried Nagl und seinem FP-Vize Mario Eustacchio nachgefragt …

„Krone“: Bürgermeister Nagl hat oft Volksbefragungen zu großen Projekten gefordert. Warum gibt es in diesem Fall keine?
Siegfried Nagl: Dieses war schon während der Wahlbewegung eines meiner Hauptthemen! Eine Wahl ist aus meiner Sicht die wichtigste Volksabstimmung. Bis jetzt ist es um die Machbarkeit des Projektes „Naherholungsraum Plabutsch-Thalersee“ gegangen.  Es wird eine Bürgerbeteiligung zur Gestaltung geben.

Woher kommen die enormen Projektmittel?
Nagl und Eustacchio: Aus dem Investitionsfonds der Stadt. Die Mittel sind budgetär berücksichtigt. Im Rahmen der Umsetzung werden wir, wie bei allen Projekten, Förderpotenziale der EU, des Bundes, des Landes und des Regionalmanagements ansprechen.

Wer soll die Seilbahn eigentlich nutzen?
Vorwiegend die Grazer selbst. Das Motto: autofrei auf den Berg oder zum Naherholungsgebiet Thalersee. Der Schöckl stößt an seine Kapazitätsgrenze und die Stadt wächst. Natürlich werden Besucher der Stadt ebenfalls diese naturbewusste Attraktion erleben wollen.

Kann die Stadt die enormen Investitionen jemals wieder zurückverdienen?
Es geht nicht um das Zurückverdienen, sondern darum, Lebensqualität in der Stadt zu bieten. Dafür ist eine Kommune verantwortlich, dafür hat sie auch wirtschaftliche Impulse zu setzen. Aufgrund der Kennzahlen ähnlicher urbaner Projekte rechnen wir mit mindestens 140.000 verkauften Tickets pro Jahr. Dadurch wird ein ausgeglichenes Betriebsergebnis möglich.

Für die Trasse müssen sieben Hektar Wald gerodet werden. Wie viele Hektar Wald wurden in den vergangenen fünf Jahren in Graz gerodet?
Rund 25 Prozent der Grazer Stadtfläche sind Wald, das sind 3111 Hektar. Wir erweitern den städtischen Forstbesitz seit heuer mit rund 270 Hektar und sichern so  noch mehr Grünraum. Der Grazer Wald ist in den vergangenen Jahren gewachsen, nicht geschrumpft. Die genauen Zahlen werden wir bald präsentieren.

Wie werden Plabutsch und der Thalersee attraktiviert?
Durch sanfte Angebote, wie Spazier- und Wanderwege. Durch Mountainbike-Trails, Klettermöglichkeiten, naturnahe Ruhe- und Entspannungseinrichtungen, Kinderspielplätze, Hundewiese, Stege und Motorikeinrichtungen rund um den Thalersee, Bootsverleih und Eislaufbetrieb, Langlaufen und Einbeziehung aller bereits vorhandenen Attraktionen, wie Arnold-Schwarzenegger-Museum, Golfplatz, Ernst-Fuchs-Kirche etc.

Was passiert mit dem Uhu und anderen geschützten Tieren? Wenn der Berg vermehrt als Freizeitzone genutzt wird - welche Rückzugsräume gibt es für die Wildtiere?
Diese Thematik ist im Rahmen der Realisierung des Projektes mit Behörden und Experten zu lösen. Wir werden jetzt einen Feststellungsbescheid einbringen, um zu klären, ob eine Umweltverträglichkeitsprüfung nötig ist.

Sind durch die enormen Investitionen in die Seilbahn andere Verkehrsprojekte gefährdet, die enorm wichtig wären im Kampf gegen den Feinstaub, etwa der geplante Öffi-Ausbau?
Natürlich nicht! Alleine im öffentlichen Verkehr sind mit den Straßenbahnausbauten, den E-Bussen und den in Planung befindlichen Verkehrsmaßnahmen mehr als 330 Millionen Euro Investitionen vorgesehen und genehmigt.

Kritiker finden, dass die Gondel zu teuer sei. Für andere Projekte fehle das Geld, heißt es immer wieder. So gibt es etwa immer noch zu wenig Kinderkrippenplätze und Ähnliches. Sollte man die 40 Millionen Euro nicht dafür verwenden?
Österreich ist ein Land der Seilbahnen, mit rund 3000 Seilbahnen, die alle ihren Zweck erfüllen und betriebswirtschaftlich Sinn machen. Diese Art der Mobilität begann vor rund 90 Jahren und hat sich so weit entwickelt, dass sie nun als urbanes System vom Berg in die Stadt zieht.

Es gab ja schon einen Sessellift auf den Plabutsch, der eingestellt wurde. Warum eigentlich?
Es lag am mangelnden Stand der Technik. In den 1970er-Jahren hat man leider einiges an sanfter Mobilität eingestellt, was wir heute dringend brauchen.

Gerald Richter
Gerald Richter
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