Andreas „Joe“ Walcher

Marketingprofi lebte seinen Alm- & Kindheitstraum

Tirol
29.10.2018 15:42

Aus dem Marketingbüro als Wirt auf die Lanser Alm oberhalb von Innsbruck wechselte im vergangenen Sommer Andreas Walcher. „Ich bin jetzt ein anderer Mensch“, sagt er.

Irgendwann gönne ich mir eine Alm„ - viele Bergfexe tragen wohl diesen Wunsch in sich. So auch der 55-Jährige, der im Hauptberuf im Marketingbereich eines großen Unternehmens arbeitet. Die Lanser Alm war ausgeschrieben, in einer “schwachen Stunde„ hat sich der Igler beworben. Und erhielt glatt den Zuschlag.

Ganz aufgegeben hat Andreas Walcher, den auf der Alm alle als „Joe“ kennen, seinen Brotjob freilich nicht. Zwei Tage pro Woche war er für das Unternehmen tätig - davon viel via Internet im „Hüttenoffice“.

Anfängerfehler im Mai
Der Saisonstart zu Pfingsten verlief stürmisch - mit einem Anfängerfehler inklusive. In guter Absicht stellte „Joe“ vor der Hütte noch zusätzlich Biertische und -bänke auf. Was der Neo-Almwirt nicht berücksichtigte: Küche und Mitarbeiter kamen mit der Arbeit nicht mehr nach. Ergebnis: totales Chaos, verärgerte Gäste. Seitdem berücksichtigte Walcher stets mit Erfolg die alte Weisheit seines Vaters, dass weniger oft mehr sei.

Mit einem fixen Mitarbeiter in der Küche, zwei Aushilfen am Wochenende und großer familiärer Unterstützung schaukelte „Joe“ den Almbetrieb. Er selbst servierte die Köstlichkeiten aus der Küche und nahm sich meist Zeit für einen kurzen „Ratscher“ mit den Gästen.

Rund 300 Knödel verließen pro Woche die Küche von Koch Martin. Vor allem die Qualität der Kaspressknödel sprach sich rasch weit herum. „Bekannt sind wir auch für unsere Blattln mit Kraut“, erzählt „Joe“ stolz. Kritik am Essen gab es fast keine. Nur ganz am Anfang beklagte sich ein Gast über den angeblich veganen Speckknödel.

Hobby und Ausgleich
Der Doppelbelastung Almwirt und Marketingmitarbeiter hielt Walcher problemlos stand. „Die Arbeit hier oben in 1700 Metern Höhe war für mich Hobby und Ausgleich, selbst wenn richtig die Post abging“, betont er. „Diese Einstellung habe ich auch den Gästen vermittelt. Die waren dafür dankbar.“

Nicht einen ungeduldigen Gast hat er - abgesehen vom „berühmten“ Pfingstmontag - erlebt. Bis die Menschen bei ihm ankommen, haben sie Frust längst abgelegt. Er selbst ist während des Lanser Almsommers „irrsinnig ruhig“ geworden. „Ich habe gelernt, dass nicht immer alles sofort funktionieren muss.“

Bei 40 Zentimeter Neuschnee beendete “Joe„ gestern seine erste Traumsaison als Almwirt. Die beiden Kälber, die er fütterte, wird der Bauer nicht schlachten. Das hat er Walcher versprochen. Walcher selbst verspricht seinen Gästen, 2019 wiederzukommen.

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