Galerie Ebensperger:

Obsession und Gefahr

Salzburg
05.04.2018 07:38

Berliner Style lockte neulich an die Salzach: Zweite Dependance in Salzburg

Dass Patrick Ebensperger den Hang zu Außergewöhnlichem hat, kann man ihm, seit er 2013 im größten Krematorium Berlins, im Weddinger Kiez gelegen, seine Galerie eröffnete, wohl kaum absprechen. Das 1912 errichtete Gebäude, das von außen mit seinen vermoosten Wänden fast ein wenig morbide erscheint, präsentiert sich innen mit seinen hohen Decken, Spitzbögen und Nischen im gotischen Stil clean und blütenrein, fast wie ein White Cube, so dass ausschließlich die Kunst die tragende Rolle übernimmt. Mittlerweile ist dort das „Silent Green Kulturquartier“ entstanden, das ein Restaurant, das Harun Farocki Institut, sowie das Filmarchiv beherbergt.

So eine coole Location wird man in Salzburg wohl kaum finden - ein bisschen Berliner Style versprüht aber auch die ehemalige Lagerhalle in der Membergerstraße, die der gebürtige Grazer nun mit Contemporary Art bespielt. „Nachdem wir uns vor knapp einem Jahr mit einem Standort in der Kaigasse in Salzburg angesiedelt haben, nutzen wir jetzt auch die Gelegenheit, uns in dieser Halle zu präsentieren. Bei den Locations sollen die Werke absolute Wirkung erzielen, insofern kommt uns dieser puristische Charme sehr entgegen“, verrät Ebenspergers Partner Sebastian Hoffmann.

Zum etwas „abgewrackten“ Ambiente der Halle passt auch die erste Ausstellung „Kaputt“, die, wie der Name schon verrät, Werke u. a. von Gerd Rohling, Benjamin Heisenberg, Sigmar Polke, Siegfried Anzengruber, Franz West oder Julius Deutschbauer zeigt, und die das Zerstörte, Verrückte, Dysfunktionale, Launenhafte und Unvollständige zum Thema machen.

Deutschbauer präsentierte gemeinsam mit Andrea Maurer unlängst bei der Vernissage unter anderem die „Schaukelbar“, die durch das ständige Geschaukel die Gäste glauben ließ, sie wären sturzbetrunken. „Zunächst waren sie noch irritiert, dann aber recht schnell amüsiert. Und genau darum geht es, dass man auch im Verrückten etwas Besonderes entdeckt!“

Einen ganz besonderen Stellenwert hat für Ebensperger auch die Kölner Galerie „Delmes & Zander“, weshalb er ihr nun in der Kaigasse ein Gastspiel widmet. „Sie hat, was Art Brut und Outsider Art anbelangt, absolute Pionierarbeit geleistet, erforscht seit 30 Jahren Grenzbereiche der Kunst, und zeigt verstärkt Arbeiten von anonymen Künstlern, die sich mit Erotik, Voyeurismus und Okkultismus auseinandersetzten.“

So kann man jetzt bei Ebensperger z. B. Vintageprints aus der Serie „Margret. Chronik einer Affäre“, die Günther H. von seiner Sekretärin Margret S. von Mai 1969 bis Dezember 1970 gemacht hat, oder Paul Humphreys „Sleeping Beauties“ in Augenschein nehmen. „Dabei handelt es sich um Kopien aus Illustrierten, die Humphrey so übermalt hat, dass alle Frauen geschlossene Augen haben“, so Hoffmann.

Auf die Obsession folgen die Gefahr und das Spiel. Die Ausstellung zu diesem Thema kuratieren die Galeristen gemeinsam mit Marie von Thurn und Taxis, die im Sommer auch ihre Collagen präsentieren wird.

Tina Laske
Tina Laske
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