Mega-Schlussverkauf

Quelle-Pleite: Jetzt müssen 18 Millionen Artikel raus

Ausland
22.10.2009 15:40
Es ist das Paradies für Schnäppchenjäger: Nach der Pleite des deutschen Versandhauses Quelle müssen jetzt die Lager geräumt werden. 18 Millionen Artikel stehen zum Verkauf - natürlich zu stark reduzierten Preisen. Schon jetzt stürmen Kunden in Scharen die Quelle-Niederlassungen, euphorisiert von ersten Sonderangeboten. Unterdessen fragen sich viele der Mitarbeiter, die sie bedienen, wie es für sie nach der Pleite weitergehen soll.

Es ist das traurige Ende einer stolzen Firma. 82 Jahre lang galt Quelle als Inbegriff des soliden Einzelhändlers - doch jetzt ist damit Schluss. Riesige Plakate mit Aufschriften wie "Reduziert", "Schnäppchen" oder einfach nur dem Prozentzeichen bestimmen das Bild in den etwa 120 Filialen des Unternehmens.

Schon jetzt Rabatte bis zu 50 Prozent
Laut "Bild"-Zeitung lockt der Händler derzeit mit Rabatten zwischen 20 und 50 Prozent. Vereinzelt wird sogar noch mehr Nachlass gewährt, so bietet das Quelle-Einkaufszentrum in Nürnberg eine Küche statt für 16.000 Euro um nur 4.400 Euro an. In der Wäscheabteilung sind viele Teile für nur einen Euro zu haben. Dabei hat die heiße Phase des Ausverkaufs noch gar nicht begonnen.

Insgesamt 18 Millionen Artikel umfasst der Quelle-Lagerbestand im Moment. Und alles, wirklich alles muss raus. Doch erst, wenn der Insolvenzverwalter sich einen Überblick über den Warenbestand verschafft hat, kommt der Schlussverkauf so richtig ins Rollen. Das kann nur noch Tage dauern - aber vielleicht auch noch Wochen oder gar Monate.

Erst dann wissen auch die Mitarbeiter, wie lange sie noch für ihre Firma arbeiten können. Denn die Mega-Ausverkaufs-Sause, die jetzt die Schnäppchenjäger in Hochstimmung versetzt, ist für viele Angestellte der Anfang vom Ende ihres Berufslebens. Für sie bricht eine Welt zusammen, denn sie befürchten, nie wieder einen Job zu finden. Weil sie zu alt sind, weil die Region um das Quelle-Stammhaus Fürth chronisch strukturschwach ist oder weil sie mit ihren Kenntnissen nur bei einem anderen Versandhändler anfangen könnten - was einen weiten Umzug bedeuten würde.

Bis zu 7.000 Jobs könnten wegfallen
Allein in der Region Nürnberg und Fürth müssen 4.000 Quelle-Mitarbeiter voraussichtlich bereits zum 1. November gehen. Quelle-Gesamtbetriebsratschef Ernst Sindel sieht weitere 3.000 Jobs an anderen Standorten gefährdet. So arbeiten in den großen Call-Centern insgesamt 2.000 Beschäftigte ausschließlich für die Quelle GmbH. Ihre Arbeitsplätze seien ebenso gefährdet wie die rund 500 in den Call-Centern in Cottbus und Görlitz sowie 800 im Logistikzentrum in Leipzig. Auch beim Quelle-Versender DHL stehen 400 Jobs zur Disposition.

Eigene Arbeitsamts-Filiale auf dem Firmengelände
Das Ausmaß der Pleite wird auch an einer Maßnahme des Arbeitsamtes deutlich. In Fürth wollen die Vermittler ein eigene Außenstelle auf dem Werksgelände eröffnen. "Wir wollen den Mitarbeitern nicht zumuten, in langen Schlangen vor den Ämtern zu stehen", sagt ein Sprecher der Behörde. 

Etwas mehr Glück haben die Lehrlinge des Unternehmens. Ex-Konkurrent Otto möchte den Nachwuchskräften ein Übernahmeangebot unterbreiten. "Die Insolvenz hat uns sehr betroffen gemacht", sagte Otto-Sprecher Thomas Voigt gegenüber dem Bayrischen Rundfunk. Das Unternehmen überlegt auch nach wie vor die Übernahme der österreichischen Quelle-Tochter in Linz (siehe Infobox).

Fußballklub bietet Gratis-Tickets als Trost
Auch der Fürther Fußball-Zweitligist Greuther Fürth zeigt sich mit den Versandhaus-Mitarbeitern solidarisch. Der Klub stellt ihnen 1.000 Karten für das Heimspiel am kommenden Freitag kostenlos zur Verfügung. Immerhin ein kleiner Trost in einer Zeit voller schlechter Nachrichten für die Quelle-Mitarbeiter.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt