Farce in Indonesien

Hier werden Transgender von Polizei „umerzogen“

Ausland
30.01.2018 06:50

Indonesische Polizisten haben mehreren Transgender-Frauen wegen eines angeblichen Verstoßes gegen religiöse Gesetze gewaltsam die Haare abgeschnitten. Außerdem mussten sie sich einem "Training" unterziehen, um "männlicher" zu werden, wie ein Polizeichef in der streng muslimischen Provinz Aceh am Montag sagte.

Der Vorfall ereignete sich am Sonntag im Norden von Sumatra, wo die Scharia gilt. Die Polizei hatte mehrere Schönheitssalons durchsucht und zwölf Transgender-Frauen festgenommen, die dort arbeiteten. Es habe Beschwerden von Müttern gegeben, deren Söhne von den Frauen "belästigt" worden sein sollen, begründete Polizeichef Ahmad Untung Surianata die Aktion. Mit Blick auf Transgender sagte er: "Ihre Zahl wächst hier - ich will das nicht."

Haare abgeschnitten, in Männerkleidung gezwungen
Auf dem Weg zur Polizeiwache hatte eine Menschenmenge versucht, die Festgenommenen anzugreifen, was die Sicherheitskräfte verhinderten. Anschließend schnitten Polizisten die langen Haare von einigen der Verhafteten ab. Außerdem wurden sie gezwungen, Männerkleidung zu tragen und mit tiefer Stimme zu sprechen.

"Sie waren in einer falschen Identität verloren - jetzt sind sie glücklich"
Nach der rabiaten Sonderbehandlung wurden die Transgender am Dienstag wieder auf freien Fuß gesetzt. Zuvor mussten sie allerdings versprechen, sich künftig wieder wie Männer anzuziehen und auch zu verhalten. Der Polizeichef meinte dazu: "Wir haben ihnen geholfen, zu ihrer wahren Natur als Männer zurückzukehren. Dabei hat sich herausgestellt, dass sie in Wahrheit Machos sind. Zuvor waren sie in einer falschen Identität verloren - jetzt sind sie glücklich."

Konservative Kräfte führten in Aceh die Scharia ein
Indonesien ist das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung weltweit. Homosexualität und gleichgeschlechtlicher Sex sind nicht gesetzlich verboten - außer in der halb autonomen Provinz Aceh, wo konservative Kräfte großen Einfluss haben. Dort gilt seit dem Jahr 2001 die Scharia. Aber auch im Rest des Landes geht die Polizei oft im Rahmen der Anti-Pornografie-Gesetzgebung gegen sexuelle Minderheiten vor.

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