Weiter Nervenkrieg

Verwirrung um ausländische Geiseln im Jemen

Ausland
22.06.2009 16:49
Verwirrung im Drama um die im Jemen verschleppten Ausländer: Der arabische Fernsehsender Al-Arabiya weckte am Montag kurzfristig Hoffnungen auf eine baldige Lösung der Geiselkrise. Unter Berufung auf anonyme Behördenkreise wurde vermeldet, die fünfköpfige Familie aus Deutschland und der zusammen mit ihnen entführte britische Ingenieur seien noch am Leben. Die Entführer hätten sie in der Provinz Saada den schiitischen Houthi-Rebellen übergeben, die sie freilassen wollten. Doch die Houthi-Rebellen bestritten dies kurz darauf.

Weder die Polizei in Saada noch die Regierung in der Hauptstadt Sanaa bestätigten später Berichte über eine angeblich bevorstehende Freilassung der Geiseln. Salih Habra, der Sprecher der Houthi-Bewegung, sagte, die Rebellen hätten keinerlei Informationen über das Schicksal der Geiseln. Sie hätten lediglich "einige Erkenntnisse" über die Identität der Geiselnehmer, die sie einer "neutralen Partei" übermitteln wollten. Er vermutete hinter dem TV-Bericht einen neuerlichen Versuch der jemenitischen Regierung, das Verbrechen den Rebellen in die Schuhe zu schieben. Kurz zuvor hatten Berichte über Lösegeldverhandlungen die Runde gemacht.

Getötete Geiseln bereits in Deutschland
Auch die deutsche Bundesregierung konnte den Fernsehbericht nicht bestätigen. "Ich kann nur sagen, dass es sich um Gerüchte handelt, die dem Krisenstab bekannt sind", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Er sagte ferner, inzwischen seien die Leichen der beiden im Jemen getöteten deutschen Frauen nach Deutschland gebracht worden.

Geiseldrama seit 12. Juni
Die Entführer hatten die Ausländer, die im Jumhuri-Krankenhaus in Saada arbeiteten, am 12. Juni während eines Ausfluges überfallen. Zwei deutsche Pflegehelferinnen und eine koreanische Lehrerin wurden bereits am ersten Tag des Geiseldramas erschossen. Zu der Entführung hat sich bisher niemand bekannt. Die Regierung verdächtigte nach eigenen Angaben die Houthi-Rebellen, die ihrerseits jede Beteiligung an dem Verbrechen bestreiten.

Das Magazin "Spiegel" hatte bereits vor einigen Tagen gemeldet, dass die Entführung womöglich unmittelbar mit einer möglichen Missionierungstätigkeit der Opfer zusammenhängen könnte. In einigen Moscheen von Saada soll vor der Entführung negativ über die Christen gesprochen worden sein, die im Jumhuri-Krankenhaus Hilfe leisten. Angeblich warf man ihnen vor, durch ihre aufopfernde Arbeit für die Kranken indirekt für ihren Glauben zu werben.

Anynomer Stammesvertreter packt aus
Ein Stammesvertreter, auf den sich offenbar auch Al-Arabiya berief und der anonym bleiben wollte, sagte der Nachrichtenagentur AFP jedenfalls, die Verschleppten seien am Leben. Die sechs befänden sich in der Gewalt schiitischer Aufständischer in der Gegend von Rusmat in der nordjemenitischen Provinz Saada. Sie seien dem schiitischen Rebellenführer Abdallah al-Rizani übergeben worden.

Kommen Deutsche bald frei?
Der Stammesvertreter sagte, zu den Entführern zählen offenbar zwei Männer namens Mohsen al-Tam und Fauaz Morki, die zu den schiitischen Rebellen im Norden Jemens gehören. Auch jemenitische Sicherheitskreise bestätigten diese Angaben. "Diese Informationen sind zutreffend", sagte ein Mitarbeiter der Sicherheitskräfte. Der jemenitische Botschafter in Deutschland geht davon aus, dass die im Jemen festgehaltenen restlichen ausländischen Geiseln noch leben und rasch freikommen.

Es sei "sehr wahrscheinlich", dass die Entführer die Familie H. nicht getötet haben und dass das Geiseldrama "noch diese Woche gelöst wird", sagte Mohammed Al-Eryani am Montag dem "Tagesspiegel". "Ich bin sehr hoffnungsvoll", betonte der Botschafter dem Blatt zufolge. Das gelte auch für den ebenfalls entführten Briten, der zusammen mit der deutschen Familie verschleppt wurde.

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