Eklat in Jerusalem

Scheich fordert zum Kampf gegen Israel auf

Ausland
12.05.2009 17:01
Während des Besuchs von Papst Benedikt XVI. in Israel hat ein prominenter Palästinenser am Montag mit seinen Ausfällen gegen das Land für einen Eklat gesorgt. Nach einer Ansprache des Papstes bei einer interreligiösen Begegnung im Jerusalemer Notre-Dame-Zentrum ergriff Scheich Taysir al-Tamimi (im Bild rechts), der an der Spitze der islamischen Gerichte der Palästinensischen Autonomiebehörde steht, das Mikrofon und forderte Christen und Muslime zur Zusammenarbeit gegen Israel auf: "Wir kämpfen zusammen gegen die Untergerechtigkeit der israelischen Besatzung und ihrer unterdrückerischen Praktiken, und wir leiden zusammen unter ihr", sagte Tamimi.

Die israelischen Abriegelungen seien "eine rassistische Mauer", die das Westjordanland in ein "gigantisches Gefängnis" verwandelt hätten und Muslime und Christen daran hinderten, in ihren Gotteshäusern zu beten, fügte Tamimi hinzu. Den Papst forderte Tamimi "im Namen des einen Gottes" auf, die israelischen "Verbrechen" an den Palästinensern während der Offensive im Gazastreifen zu verurteilen. Zudem solle das römisch-katholische Kirchenoberhaupt Israel Druck machen, damit die "Aggression gegen das palästinensische Volk" aufhöre. Der ebenfalls anwesende Lateinische Patriarch Fuad Twal versuchte wiederholt erfolglos, Tamimi zum Schweigen zu bringen.

Vatikan verurteilt Aussagen heftigst
Benedikt XVI. verließ das Zentrum früher als geplant, ursprünglich hätte er noch Geschenke entgegennehmen sollen. Vatikan-Sprecher Federico Lombardini kritisierte Tamimis Äußerungen scharf: In einem Treffen, das dem Dialog dienen solle, hätten Tamimis Worte das Gegenteil eines Dialogs dargestellt, erklärte er. Nun bleibe zu hoffen, dass die interreligiöse Zusammenarbeit im Heiligen Land durch diesen Vorfall keinen Schaden nehme. Am Dienstag will der 82-jährige Papst die Klagemauer und den Tempelberg in Jerusalem besuchen, zudem ist eine öffentliche Messe geplant.

Kritik an Rede des Papstes
Derweil kritisierte die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, den Auftritt des Papstes am Montag in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem (siehe Infobox). Zwar habe Benedikt XVI. mit seinem Aufruf zum Kampf gegen Antisemitismus ein "positives Signal in Richtung Judentum" ausgesandt, sagte Knobloch. Dennoch erscheine die Geste "angesichts der noch ausstehenden klaren Distanzierung des Vatikans von der antisemitischen Pius-Bruderschaft" als halbherzig. Die Pius-Brüder bezeichneten jüdische Menschen als "Gottesmörder", weshalb sie sich in Yad Vashem "deutliche Worte" vom Papst erwartet habe.

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