"Ich möchte ein mutiger Österreicher in Brüssel sein und nicht ein mutiger Brüsseler in Österreich", erklärte Stadler. Seine Kandidatur habe er sich reiflich überlegt. Sein Ziel sei es, österreichische Positionen in Brüssel so zu platzieren, dass sie nicht überhört werden. Der "Kriechgang unterm Teppich" müsse jetzt beendet werden. "Wenn es mir um Bürgerrechte geht, scheue ich keine Konflikte", erläuterte er seine Intention.
Gegen Zusammenarbeit mit FPÖ
Er sei zwar bereits mit einzelnen Gruppierungen im Gespräch über eine mögliche Zusammenarbeit, möchte aber trotzdem Einzelkämpfer bleiben. Eine fraktionelle Zusammenarbeit mit der FPÖ schloss er jedoch aus, "weil mit denen niemand zusammenarbeiten will, niemand möchte anstreifen". Ansonsten möchte er einmal abwarten, wer ins Parlament reinkommt. Im Gegensatz zu den Freiheitlichen sei er jedenfalls nicht für einen Austritt aus der EU sondern für eine Veränderung.
"Langweilig, Enttäuschung, Lobbying"
Auch über die anderen Kandidaten der österreichischen Parteien zog er her. SPÖ-Kandidat Hannes Swoboda etwa nannte er langweilig, FPÖ-Kandidat Andreas Mölzer "nur eine politische Enttäuschung". Zur Grünen-Kandidatin Ulrike Lunacek wollte er sich "aus Noblesse" nicht äußern. ÖVP-Kandidat Ernst Strasser wiederum würde nur Lobbying betreiben.
Scheibner: "Stadler steht für Intelligenz"
Für den derzeitigen geschäftsführenden BZÖ-Obmann Herbert Scheibner stehe Stadler für "Intelligenz, Geradlinigkeit und Bürgernähe". Auch der designierte Obmann Josef Bucher zeigte sich überzeugt, dass Stadler ins Europaparlament einziehen wird. Er betrachtete die einstimmige Entscheidung des Bundesparteivorstands, Stadler ins Rennen zu schicken, allerdings mit einem weinenden Auge, da er ihn dann als stellvertretenden Klubobmann im Hohen Haus verlieren werde.
Die weiteren Listenplätze gab das Bündnis am Samstag noch nicht bekannt, es soll auf jeden Fall eine "interessante Mannschaft" und Kontrastprogramm zu den anderen Parteien präsentiert werden, so Stadler. Man plane, die Kandidaten noch vor dem 1. Mai bekanntzugeben, kündigte Bucher an. Wahlkampf-Leiter soll Petzner werden - "er ist fast schon eine Erfolgsgarantie", so Stadler.
Ablehnung für Vertrag von Lissabon
Der BZÖ-Spitzenkandidat betonte auch seine Ablehnung des Vertrags von Lissabon sowie eines möglichen EU-Beitritts der Türkei. Er forderte, die EU-Außengrenze kulturell und geografisch zu definieren. Für die Türkei könnte er sich eine "privilegierte Partnerschaft" vorstellen. "Die Türkei ist ein wichtiger Partner, aber nicht reif und fähig und passend für eine Mitgliedschaft", stellte Stadler fest.
Polit-Urgestein Stadler
Die Politkarriere Stadlers begann in seiner Heimatgemeinde Mäder in Vorarlberg, wo er sich im Alter von 24 in der Gemeindepolitik zu engagieren begann. 1989 ging es weiter in den Vorarlberger Landtag, 1991 wurde er dort Klubobmann der Freiheitlichen. Nach der Nationalratswahl 1994 zog der studierte Jurist als Abgeordneter ins Parlament ein. 1996 wurde er an der Seite Haiders zum geschäftsführenden Klubchef und bekam den Spitznamen "Dobermann". Im April 1999 war es mit der Karriere des mehrfachen Familienvaters auf Bundesebene dann fürs erste vorbei. Er wechselte in die niederösterreichische Landesregierung.
Kritiker der Wende
Nach der schwarz-blauen Wende im Jahr 2000 gefiel sich Stadler als scharfzüngiger Kritiker der damaligen FPÖ-Führung um Susanne Riess-Passer. Um ihn ruhig zu stellen, verschaffte ihm die damalige Vizekanzlerin einen Job in der Volksanwaltschaft. Diese Entscheidung war nicht unumstritten, denn Stadler, der Mitglied der akademischen Sängerschaft Skalden ist, hatte mit kontroversiellen Äußerungen zur NS-Zeit immer wieder für Aufsehen gesorgt. Am auffälligsten in diesem Bereich war wohl jene Aussage, wonach Österreich 1945 nur "angeblich" vom Faschismus befreit worden sei. Als Volksanwalt fiel der in diese Richtung aber nicht auf. Hilmar Kabas folgte ihm in dieser Funktion nach, als Stadler im Oktober 2006 in den Nationalrat einzog.
Wenige Monate später trat der gebürtige Vorarlberger nach internen Differenzen aus der FPÖ aus. Begonnen hat der Bruch mit der Demontage Stadlers als Chef der Freiheitlichen Akademie. "Ganz zufällig" tauchten dann Jugendfotos von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auf, die ihn bei wehrsportähnlichen "Waldspielen" zeigten.
Seit 2008 beim BZÖ
Stadler gehörte nach dem Austritt als Parteiunabhängiger jedoch weiterhin dem FPÖ-Klub an. Mitte August 2008 gab er schließlich die Kandidatur für das BZÖ bei der Nationalratswahl bekannt, jene Partei, über die er zuvor noch höhnte. Er wurde sogar als möglicher Spitzenkandidat gehandelt. Im BZÖ-Parlamentsklub wurde er im Oktober 2008 schließlich stellvertretender Obmann.
Nach politischen Stationen in Vorarlberg, Wien und Niederösterreich wartet nun vielleicht Straßburg. Die beiden Funktionen als niederösterreichischer Landesparteichef und potenzieller Europaabgeordneter für das BZÖ möchte er parallel ausüben, kündigte Stadler an.
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