Die Salzburger Grünen üben Kritik an unnötigen Hubschrauberflügen während der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm im Februar 2025. Obwohl negative Stellungnahmen des Naturschutzes und der Polizei vorlagen, seien vom Land mehr als 30 „Luxus-Personentransporte“ bewilligt worden, sagt der Landtagsabgeordnete Simon Heilig-Hofbauer. Ihn stört noch viel mehr, dass für die Genehmigungen generell die zu erwartende Lärmentwicklung nicht ermittelt wurde: „Ich halte das für gesetzeswidrig.“
In Österreich bedürfen Starts und Landungen von zivilen Maschinen abseits von Flughäfen nach dem Luftfahrtgesetz einer Bewilligung des Landeshauptmanns. Diese Genehmigung wird erteilt, wenn Außenlandungen und -abflüge keinen öffentlichen Interessen entgegenstehen oder sie von einem höheren öffentlichen Interesse sind. Die Behörde prüft das im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens und ersucht dabei etwa die Bezirkshauptmannschaft, die betroffenen Gemeinden, die Naturschutzbehörde und die jeweilige Polizeiinspektion um Stellungnahmen.
Öffentliche Interessen „nicht beeinträchtigt“
Wie aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen im Landtag hervorgeht, wurde das in Salzburg auch gemacht. Neben einer Reihe von Transportflügen zum Auf- und Abbau der WM-Anlagen wurden zwei privaten Hubschrauber-Betreibern ihre Anträge auf insgesamt 31 Außenlandungen und -abflüge zur Personenbeförderung genehmigt.
„Der geplante Start- und Landeplatz befindet sich im touristisch erschlossenen Saalbach-Hinterglemm“, heißt es dazu in der Anfragebeantwortung durch den für Verkehr zuständigen Landeshauptmannstellvertreter Stefan Schnöll (ÖVP). Der Landeplatz liege in keinem Natur- oder Landschaftsschutzgebiet, artenschutzrechtliche Bestimmungen des Naturschutzgesetzes würden nicht beeinträchtigt. Fazit: „Es kann davon ausgegangen werden, dass das öffentliche Interesse des Naturschutzes nicht beeinträchtigt wird.“ Sicherheitsbedenken der Polizei sei man durch das Vorschreiben von Auflagen entgegengetreten.
Unterschiedliche Rechtsansichten
„Für uns stellt sich die Frage, welchen Personen eine Fahrt ins Glemmtal unzumutbar war, sodass Beförderungen per Heli notwendig wurden“, sagt dazu Heilig-Hofbauer. „Dass sich der ÖSV bzw. dessen Veranstaltungsgesellschaft für die Hubschrauberflüge stark gemacht hat, dürfte auch nicht geschadet haben.“ Viel brisanter sei allerdings, dass man sich mit der Frage der Lärmentwicklung durch die zusätzlichen Starts und Landungen nicht beschäftigt habe. „Das wäre aber Aufgabe der Behörde“, zeigt sich der Abgeordnete überzeugt.
Er verweist auf die Rechtsansicht einer Expertin für Luftfahrtrechtsangelegenheiten im Verkehrsministerium, wonach die Vermeidung von Lärm, insbesondere mit Blick auf den Schutz der Anrainer, grundsätzlich im öffentlichen Interesse liege. „Wie die Beantwortung der Landtagsanfrage zutage brachte, wurde die zu erwartende Lärmentwicklung, etwa durch die Einholung entsprechender Lärmgutachten, allerdings in keinem einzigen Fall ermittelt.“
„Eine verpflichtende Einholung eines Lärmgutachtens ergibt sich aus dem Luftfahrtgesetz nicht“, sagt dazu ein Sprecher von Stefan Schnöll auf Anfrage. Dies sei in der Praxis auch nicht üblich, bestätigte der Hubschrauberpilot Toni Rainer. Der Stützpunkt-Leiter der Firma Wucher Helicopter in Salzburg war während der Ski-WM mit der Koordination aller Flüge beauftragt. „Für eine Veranstaltung dieser Größenordnung hat sich die Zahl der Hubschrauberflüge in Saalbach-Hinterglemm ziemlich im Rahmen gehalten“, sagte er. „Wir hätten mit mehr Anträgen gerechnet.“
Sportler und Sponsoren, keine Politiker
Der überwiegende Teil der Flüge sei von Polizei und Bundesheer gewesen – oder diente dem Transport von Fangnetzen oder Torstangen. Zudem habe man Helikopterbetreiber bereits im Vorfeld der Ski-WM darauf hingewiesen, besser auf den nahen Flugplatz in Zell am See auszuweichen. Befördert worden seien während der Veranstaltung auch keine Politiker, sondern vor allem Sportler und VIPs. „Das waren etwa Skistars, die von ihren Sponsoren eingeflogen wurden“, so Rainer. Zudem hätten in zahlreichen Fällen Drohnen Hubschrauber ersetzt, etwa bei der Überwachung des Zielstadions und der Fanmeile oder für Filmaufnahmen des ORF.
Im Jahr 2024 wurden in Salzburg 195 Anträge auf Außenlandungen eingebracht und bis auf zwölf Fälle auch positiv erledigt. Genehmigt wurden dabei insgesamt 1.370 Landungen – das würde einen Schnitt von nicht ganz vier Starts- und Landungen pro Tag bedeuten. Die zu erwartende zusätzliche Lärmentwicklung wurde dabei in keinem Fall ermittelt.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.