Die Wiener Ärztekammer warnte kürzlich wegen des Sparpakets vor einem Kahlschlag im Gesundheitssystem. Ähnlich sieht man es auch im Wiener Rathaus. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker geht noch einen Schritt weiter: „Es brennt der Hut!“
Im Schatten der aktuellen Debatten über die Finanzierung des Gesundheitssystems droht ein schleichendes, aber gewaltiges Problem: Ein dramatischer Ärztemangel. Die Stadt Wien sieht sich angesichts der demografischen Entwicklungen in der Ärzteschaft zur klaren Warnung veranlasst – und verlangt eine massive Ausbildungsoffensive.
Überalterung unter Ärzten
Bis 2035 werden in ganz Österreich rund 17.000 Mediziner in den Ruhestand treten. Gleichzeitig ist absehbar, dass lediglich rund 10.000 neue Ärzte ins Berufsleben einsteigen werden. Ein Defizit von etwa 7000 Personen – mit weitreichenden Folgen für die Gesundheitsversorgung. Wien ist als führender Gesundheitsstandort in Österreich ganz besonders betroffen.
Die Ausbildung einer Pflegekraft dauert drei Jahre, bei Ärzten sind es mehr als zehn. Wer heute nichts tut, wird das Problem in einem Jahrzehnt nicht mehr lösen können.
Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ)
Bild: Imre Antal
Sehenden Auges in die Unterversorgung
Ein Blick in die Altersstruktur der heimischen Ärzteschaft bestätigt den Trend: Laut aktueller Statistik der Österreichischen Ärztekammer sind allein 16.939 Ärzte im Alter zwischen 51 und 65 Jahren – also in jener Lebensphase, in der der Ruhestand unmittelbar bevorsteht. Besonders betroffen ist der niedergelassene Bereich. In den Kliniken lässt sich dieser Trend aktuell noch weniger beobachten, da viele junge Mediziner zunächst in den Spitälern tätig sind. Doch droht in den Praxen ein personeller Engpass, wird der Druck auf die stationäre Versorgung unweigerlich größer.
Durchschnittsalter schon über 50 Jahre
Auch das Durchschnittsalter spricht Bände: Das liegt bei Allgemeinmedizinern bereits bei 52,3 Jahren, bei Fachärzten bei 52,2 Jahren. Die Zahlen des Rechnungshofs zur Ärzteausbildung zeigen, warum das Delta so groß ist: Von 19.000 Personen, die in zehn Jahren ein Medizinstudium beginnen, schließen rund 15.200 ab. In die Ärzteliste tragen sich etwa 12.000 ein, tatsächlich in den Beruf starten jedoch nur rund 10.400. Inklusive ausländischer Abschlüsse ergibt das zwar einen Gesamtwert von rund 12.200, doch selbst damit bleibt eine massive Lücke bestehen.
„Untätigkeit doppelt fatal“
Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) warnt daher vor einer massiven Unterversorgung. Hacker: „Wer heute nicht handelt, riskiert in zehn bis fünfzehn Jahren einen dramatischen Ärztemangel. Bei der Pflege spürt man den Ausbildungseffekt nach sechs Jahren – bei Ärzten frühestens nach zwölf. Deshalb ist Untätigkeit in dieser Frage doppelt fatal.“ Doch der Stadt sind die Hände gebunden. Die Ausbildung ist Bundessache. Doch auch die OECD rät zu einer massiven Erhöhung der Studienplätze.
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