Das war's dann wohl

Für ÖFB-Kicker ist die WM so gut wie abgehakt

Fußball
17.10.2008 16:05
Österreichs Nationalteamspieler haben nach der schmerzhaften 1:3-Heimniederlage gegen Gruppengegner Serbien zwar alle Hoffnungen, nicht aber den Blick für die Realität verloren. Die Qualifikation für die WM 2010 in Südafrika ist in weite Ferne gerückt. Ivanschitz & Co. haben das Thema so gut wie abgehakt, und Stürmer Marc Janko bringt Stimmung und Situation auf den Punkt: "Jetzt ist er fast gegessen, der Käse!" Teamchef Karel Brückner gibt aber nicht auf. Der Tscheche will trotz geplatzten WM-Traumes weiterkämpfen: "Meine Pflichten sind es, weiter um die Qualifikation zu kämpfen und eine gute Mannschaft zu schaffen."

Selten hat Marc Janko ein Tor so wenig bedeutet. Der 25-Jährige hatte am Mittwoch bei der Heimniederlage in Wien gegen Serbien den Ehrentreffer zum 1:3 erzielt. "Das war leider nur Ergebniskosmetik", gestand Janko nach seinem dritten Tor im siebenten Fußball-Länderspiel. Wie seinen Kollegen war auch dem Solostürmer, der an vorderster Front lange Zeit keine brauchbaren Bälle erhalten hatte, die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.

Käse so gut wie gegessen
Denn der WM-Traum 2010 in Südafrika ist für das österreichische Nationalteam bereits nach vier Quali-Spielen so gut wie ausgeträumt. "Es ist von vorne herein eine sehr schwierige Aufgabe gewesen. Aber jetzt ist er fast gegessen, der Käse", erklärte Janko. Jeweils fünf Punkte fehlen in Gruppe 7 bereits auf Spitzenreiter Serbien und Litauen. Hängenlassen werde sich das Team aber nicht, versprach der Salzburg-Stürmer - auch jenen Fans, die das Stadion vorzeitig verlassen hatten. Das sensationelle 3:1 gegen Vizeweltmeister Frankreich habe über die wahren Kräfteverhältnisse hinweggetäuscht. "Nach Frankreich wurde alles hochgejubelt. Das war mir ein bisschen suspekt und meiner Meinung nach auch nicht angebracht", sagte Janko.

Bilder, Stimmen und einen ausführlichen Bericht zum Spiel findest du in der Infobox!

Ivanschitz sieht nur noch minimale Chance
Kapitän Andreas Ivanschitz verwies ebenfalls auf das Frankreich-Spiel - allerdings als positives Vorbild. "Wir müssen jetzt schauen, dass wir wieder eine Einheit werden und wie gegen Frankreich kompakt spielen. Dort müssen wir wieder hin", erklärte der Burgenländer, der am Spieltag seinen 25. Geburtstag begangen hatte. Die Chance auf eine erfolgreiche WM-Qualifikation hält Ivanschitz für minimal.

"Unmöglich ist die Qualifikation erst, wenn es rechnerisch keine Chance mehr gibt", gab sich Außenverteidiger György Garics kämpferisch. "Aber die Punkte, die wie gegen Litauen, Färöer und Serbien verloren haben, können wir nicht mehr holen. Die werden uns fehlen." Fehler seien auch in der Defensive begangen worden. "Wir waren bei den Gegentoren nicht konzentriert genug. Solche Tore dürfen einfach nicht passieren", betonte Garics.

Brückner gibt nicht auf
Karel Brückner gibt nicht auf. Der Teamchef hat sich für den weiteren Verlauf seiner Amtszeit - der Vertrag des 68-jährigen Tschechen läuft bis Ende der WM-Quali im kommenden Herbst - zwei Ziele gesetzt. "Meine erste Pflicht ist es, weiter um die Qualifikation zu kämpfen. Zweite Pflicht ist es, eine gute Mannschaft zu schaffen", erklärte Brückner. Die größte Baustelle erkannte Brückner in der Offensive. "Die Kreativität ist nicht unser starker Punkt", betonte der Teamchef. "Im Angriff reicht es nicht, zu kämpfen." Viele Offensivspieler sind im Club nicht erste Wahl, dazu erwies sich auch das Experiment Erwin Hoffer rechts im Mittelfeld als Fehlgriff.

Für das Aufbauen einer funktionierenden Mannschaft bräuchte Brückner laut eigenen Angaben vor allem eines - Zeit. "In Tschechien hat das sechs Jahre gedauert", erinnerte der Startrainer, der sein Heimatland 2004 ins EM-Semifinale geführt hatte. Davor hatte Brückner 1998 als Assistent beim Nationalteam angeheuert, 2001 selbst den Cheftrainer-Posten übernommen. In Österreich hat sich vonseiten der Medien dennoch bereits Kritik an Brückner gemehrt. Der Trainerfuchs wird am 13. November 69.

Außerdem betrachtet es der Teamchef als seine Aufgabe, weiter um die Teilnahme an der WM 2010 zu kämpfen. "Wir müssen noch einen Versuch machen, um auf den zweiten Platz in unserer Gruppe zu kommen", erklärte Brückner. Selbst das könnte allerdings zu wenig sein. Der schwächste Gruppenzweite scheidet in der Europa-Zone vorzeitig aus, die acht anderen spielen sich die weiteren Startplätze für Südafrika aus.

Qualifikation theoretisch noch möglich
Für Österreich ist das nur noch eine Rechnung hypothetischer Natur. Fünf Punkte fehlen auf Spitzenreiter Serbien, laut Brückner der neue Gruppenfavorit, sowie Außenseiter Litauen. Frankreich und Rumänien sind punktegleich mit dem ÖFB-Team, haben aber je ein Spiel weniger ausgetragen und im Fall Frankreichs ein deutlich leichteres Restprogramm. Am 1. April empfangen die Österreicher in Klagenfurt Rumänien. Bis dahin muss sich einiges ändern.

Testspiel gegen die Türkei
Bereits im Test am 19. November gegen die Türkei will Brückner neue Spieler ausprobieren - unter anderem aus der aktuellen U21. "Wir können jetzt aber nicht alles über den Haufen werfen", betonte Brückners Vertrauter Jan Kocian. "Auf den Positionen, auf denen wir Leute brauchen, werden wir mit Spielern aus der U21 nachfüllen. Aber das werden nicht acht Spieler sein. Die Mannschaft ist schon sehr jung", erklärte der Team-Trainer. Als einer der wenigen wurde der 19-jährige Marko Arnautovic mit Lob bedacht.

Stickler stellt sich hinter Brückner
ÖFB-Präsident Friedrich Stickler ist der Ansicht, das der österreichische Fußball kann nach den jüngsten Pleiten nicht zur Tagesordnung übergehen und hat für November eine Gesprächsrunde mit Brückner, dessen Trainerteam und der Mannschaft angekündigt. Der 68-jährige Tscheche stehe in seiner Rolle als Cheftrainer aber "in keiner Weise zur Diskussion", betonte Stickler am Donnerstag in einer ÖFB-Aussendung. "Ich erwarte, dass das gesamte Team alles unternimmt, damit wir aus dieser Krise wieder herauskommen", erklärte Stickler.

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(Bild: KMM)



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