"Großer Vermittler"

Friedensnobelpreis geht an Martti Ahtisaari

Ausland
11.10.2008 12:46
Der ehemalige finnische Staatspräsident Martti Ahtisaari wird mit dem Friedensnobelpreis 2008 ausgezeichnet. Das Nobelkomitee in Oslo begründete seine Entscheidung am Freitag mit dem "fast lebenslangen Einsatz Ahtisaaris als international herausragender Vermittler" bei der Beendigung von Kriegen und der Lösung anderer Konflikte. Ahtisaari hat sich "sehr zufrieden und erfreut" über die Zuerkennung des Preises geäußert.

Im norwegischen Rundfunksender NRK sagte der 71-Jährige: "Natürlich bin ich sehr zufrieden mit der Entscheidung des Nobelkomitees. Und auch erfreut. Am allerwichtigsten von all meinen Einsätzen war natürlich der Einsatz bei der Unabhängigkeit von Namibia. Dort war ich über 13 Jahre engagiert. Aceh und Kosovo sind aber auch sehr wichtig gewesen." Der mit umgerechnet einer Million Euro (zehn Millionen schwedischen Kronen) dotierte Preis wird ihm am 10. Dezember in Oslo in Anwesenheit des norwegischen Königspaares überreicht.

Der Chef der Nobelpreis-Jury, Ole Danbolt Mjös, nannte Ahtisaari in der Begründung einen "herausragenden internationalen Vermittler". Er sagte weiter: "Während seines gesamten Lebens als Erwachsener, als finnischer Spitzendiplomat wie als Staatspräsident und als internationale Autorität, oft in Verbindung mit den UN, hat sich Ahtisaari für Frieden und Versöhnung eingesetzt". Der Finne habe in den letzten 20 Jahren in führender Position bei Anstrengungen zur Lösung mehrerer ernster und langwieriger Konflikte mitgewirkt.

Half in Namibia, Indonesien und auf dem Balkan
Ahtisaari hatte Ende der 70er Jahre und bis 1990 als UNO-Diplomat an der staatlichen Loslösung Namibias von Südafrika mitgewirkt. Zwischen 1999 und 2006 beteiligte er sich mehrfach an Bemühungen zur Konfliktlösung während des Balkan-Krieges und in der Zeit danach. Als größter Erfolg gilt Ahtisaaris Vermittlung zur Beendigung des langwierigen Bürgerkriegs in der indonesischen Unruheprovinz Aceh im Jahr 2005. Unterstützt wurde er dabei von seinem Institut "Crisis Management Initiative" (CMI).

Der Friedensnobelpreisträger selbst sagte dazu: "Am allerwichtigsten von all meinen Einsätzen war natürlich der bei der Unabhängigkeit von Namibia. Dort war ich über 13 Jahre engagiert. Aceh und Kosovo sind aber auch sehr wichtig gewesen". Über die Bedeutung des Preises für seine weitere Arbeit meinte der 71-jährige Finne: "Ich hoffe, dass es nach dem Preis mit der Finanzierung meines Instituts etwas einfacher wird".

Glückwünsche aus aller Welt
Gleich nach der Bekanntgabe der Auszeichnung für Ahtisaari prasselten aus aller Welt Glückwünsche auf den frischgebackenen Preisträger ein: UN-Generalsekretär Ban Ki-moon etwa rühmte den Finnen als einen langjährigen Kollegen bei den Vereinten Nationen und einen "Partner in Sachen Frieden, Entwicklung und Menschenrechte". Der UN-Chef lobte Ahtisaaris Einsatz für die globale Gemeinschaft, dieser habe sich auf der internationalen Bühne stets für die Prinzipien und Ideale der Vereinten Nationen eingesetzt, erklärte Ban.

Reaktionen aus Österreich
Auch aus das offizielle Österreich beglückwünschte Athisaari. "Damit wurde ein lebenslanger Einsatz für Dialog und Verständigung" und eine "engagierte internationale Vermittlungstätigkeit in schwierigen Konflikten" gewürdigt, sagte etwa Bundespräsident Heinz Fischer. "Unsere Welt braucht Menschen wie Ahtisaari, die sich mit ihrem ganz persönlichen Einsatz dafür verwenden, dass in Zonen bewaffneter Auseinandersetzungen und ungelöster politischer Konflikte wieder für Frieden und Versöhnung gesorgt werden kann", sagte der Bundespräsident. In ähnlicher Weise äußerten sich Kanzler Alfred Gusenbauer und Außenministerin Ursula Plassnik.

Einer der "Drei Weisen" nach Schwarz-Blau
Ahtisaari war zusammen mit dem spanischen Ex-Außenminister Marcelino Oreja und dem deutschen Völkerrechtler Jochen Frowein einer der "Drei Weisen", deren Gutachten nach acht Monaten zur Aufhebung der Sanktionen der EU-14 gegen die schwarz-blaue Regierung Österreichs im Jahr 2000 führte.

Der am 23. Juni 1937 im karelischen Viipuri (heute russisch: Wyborg) geborene Preisträger ist seit 1968 mit seiner Frau Eeva Irmeli verheiratet. Die beiden haben einen erwachsenen Sohn, den IT-Spezialisten und Jazz-Musiker Marko Ahtisaari.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele