Mehr als 24 Stunden habe es gedauert, bis die Kollegen im Lager erfahren haben, was in der Nacht auf den 2. August auf mehr als 8.000 Metern Seehöhe passiert war. Es waren bange Minuten. "Erst Stunden später ist klar geworden, dass mehrere Menschen von der Lawine mitgerissen worden sind", erzählte Stangl nach der Ankunft am Flughafen in Wien. "Es war Glück im Unglück, dass wir nicht dabei waren", sagte er.
Nächster Anlauf von chinesischer Seite
Trotzdem lässt ihn der Berg nicht los. "Ich denke schon, dass ich zurückkehren werde, aber von der chinesischen Seite. Es gibt ja auch andere Routen", meinte der Extrembergsteiger. "Ich mache diesen Sport seit 20 Jahren, das ist Berufsrisiko. Man geht aber immer davon aus, dass nichts passiert."
Der Tod des aus Südtirol stammenden Extrembergsteigers Karl Unterkircher am Nanga Parbat Ende Juli hat Stangl Angst gemacht. "Ich habe Karl gekannt. Ja, ich war nervös", sagte er.
"Der Lawine ist das wurscht"
Der Run auf die Achttausender hat viele Kritiker auf den Plan gerufen, vor allem kommerziell geführte Expeditionen standen im Kreuzfeuer der Kritik. "Der Lawine ist das aber wurscht", antwortet der erfahrene Alpinist jenen, die manchen Verunglückten zu schlechte Ausrüstung oder zu wenig Bergerfahrung nachsagen. "Der Berg ist brutal steinschlaggefährdet. Durch die starke Erwärmung in den letzten 20 Jahren ist es dort gefährlich geworden. Hätte ich ein aktuelles Foto von der Route gesehen, wäre ich dort nicht hingefahren", sagte Stangl.
Im Moment hielten sich die Freude über die Rückkehr und der Ärger über den verpassten Gipfelsieg die Waage, so der Bergfex. Vielleicht schon im nächsten Jahr wolle er einen neuen Anlauf versuchen.
Glück im Unglück für Österreicher
Das Unglück auf 8.200 Metern Höhe hatte sich am 2. August gegen 1.00 Uhr ereignet. "Wären wir eine Stunde früher zum Gipfel losmarschiert, wären wir von der Lawine mitgerissen worden", schilderte der Alpinist die Brisanz der Lage. Sein steirischer Landsmann Thomas Strausz wird erst in den nächsten Tagen zurück nach Österreich kommen.
Das Bergdrama kostete elf Menschen das Leben. Es handelte sich um drei Koreaner, zwei Nepalesen, zwei Pakistani, einen Norweger, einen Serben, einen Iren und einen Franzosen. Den Alpinisten hatte eine Eislawine am 1. August den Rückweg abgeschnitten. Mehrere von ihnen wurden dann am 2. August von einer mächtigen zweiten Lawine mitgerissen, während sie nach Möglichkeiten für den Abstieg suchten.
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