Navy-Seals-Streit

Wer hat Bin Laden wirklich erschossen?

Ausland
07.11.2014 16:20
Gut drei Jahre nach dem Tod von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden bei einer Kommandoaktion von US-Elitesoldaten ist ein Streit darüber ausgebrochen, wer den Todesschuss abgab. Der 38-jährige ehemalige Elitesoldat Robert O'Neill behauptet in einem Interview mit der "Washington Post", er habe bei der Operation Anfang Mai 2011 in Pakistan Bin Laden durch einen Schuss in die Stirn getötet. Doch ein Kamerad widerspricht dieser Version und behauptet, der Terrorpate sei schon vor O'Neills Kopftreffer von einem anderen Navy Seal erschossen worden.

Dabei handle es sich um Matt Bissonnette, der im Jahr 2012 selbst ein Buch zur Geheimoperation herausgebracht hat. Beide hatten als Mitglieder von "Navy Seals Team Six" die letzten Sekunden im Leben des damaligen Staatfeinds Nummer 1 der Vereinigten Staaten miterlebt, ihre Erzählungen weichen aber bei der Frage voneinander ab, wer letztlich die tödlichen Schusse auf Bin Laden abgegeben hat.

Ex-Kamerad: "Zwei Menschen erzählen zwei Geschichten"
Denn Bissonnette und auch andere Militärs behaupten, dass O'Neill den Terrorchef erst nach einem tödlichen Schuss aus der Waffe eines dritten (bisher anonym gebliebenen) Kameraden traf, um sich damit zu vergewissern, dass der Gejagte wirklich tot sei. Der Kommentar Bissonnettes zum Sachverhalt: "Zwei verschiedene Menschen erzählen zwei verschiedene Geschichten aus zwei verschiedenen Gründen", sagte er dem Sender NBC News am Freitag. Zur Version von O'Neill wollte er sich nicht direkt äußern. Was immer dieser sage, das sage er.

Die seit der Beseitigung Bin Ladens immer wieder auftauchende Frage, wer der tödliche "Shooter" war, ist in den letzten Tagen erneut aufgeflammt, nachdem der US-Nachrichtensender Fox News ein zweiteiliges Interview mit O'Neill, "dem Mann, der Osama bin Laden getötet hat", angekündigt hatte. Wenig später wurde die Identität des Interviewten von der gut informierten Website Sofrep, die von ehemaligen Navy Seals betrieben wird, noch vor der Ausstrahlung der Sendung in der kommenden Woche vorzeitig enthüllt. Das geschah offenbar aus Protest gegen den Gang an die Öffentlichkeit.

US-Militärführung droht mit Konsequenzen
Auch die US-Militärführung warnte daraufhin die Elitesoldaten vor Geheimnisverrat. Die Bewahrung der Anonymität sei "eine lebenslange Verpflichtung", betonte Konteradmiral Brian Losey in einem Schreiben. Das Militär dulde keine Missachtung dieser Grundwerte "aufgrund des Strebens nach Bekanntheit oder aus finanziellen Interessen". Man behalte sich rechtliche Schritte vor. Finanzielles Interesse wird O'Neill nämlich vorgeworfen, obwohl dieser behauptet, er wollte bloß einer Enthüllung seiner Identität durch andere zuvorkommen.

O'Neill, der 15 Jahre in der Spezialeinheit diente, habe lange mit sich gerungen, ob er sich zu erkennen geben sollte, berichtete die "Washington Post". Letztlich habe er sich dafür entschieden, da seine Identität in einigen Kreisen ohnehin bekannt gewesen sei und deshalb aufzufliegen drohte. Außerdem hätten ihm Hinterbliebene der Opfer der Anschläge vom 11. September 2001 in den USA Mut gemacht.

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