"Polizeifalle"

Immer mehr Stars unterstützen Roman Polanski

Adabei
29.09.2009 15:53
Von Woody Allen bis Wim Wenders: Die Liste der internationalen Stars, die sich für eine sofortige Freilassung von Oscarpreisträger Roman Polanski einsetzen, wird immer länger. Bis Dienstagmittag hatten nach Angaben der französischen Autorenvereinigung SACD bereits mehr als 100 Weggefährten des am Samstag in der Schweiz verhafteten Regisseurs eine entsprechende Erklärung unterzeichnet.

Neben Allen und Wenders finden sich unter anderem die Namen von Monica Bellucci (linkes Bild), Pedro Almodovar, David Lynch, Ettore Scola, Martin Scorsese, Tilda Swinton und Tom Tykwer auf der Liste. Die Regisseure, Schauspieler und Autoren nennen es "unannehmbar, dass eine internationale Kulturveranstaltung zur Ehrung eines der größten zeitgenössischen Cineasten in eine Polizeifalle verwandelt" wurde.

Bei Ankunft in der Schweiz verhaftet
Der 76-jährige Polanski war am Samstag bei seiner Ankunft in der Schweiz wegen einer mehr als 30 Jahre zurückliegenden Sexualstraftat verhaftet worden. Er sollte dort bei einem Filmfest für sein Lebenswerk geehrt werden. Ihm droht in den USA ein Verfahren wegen Vergewaltigung einer 13-Jährigen. Die US-Behörden haben seine Auslieferung beantragt.

Kritik übten nun auch Schweizer Politiker. Die Verantwortlichen hätten nach Ansicht von Außenministerin Micheline Calmy-Rey Fingerspitzengefühl vermissen lassen. Da die USA ein Auslieferungsbegehren gestellt hätten, habe die Schweiz keinen Spielraum gehabt, sagte Calmy-Rey am Dienstag. Es sei aber ein "Mangel an Finesse", dass für die Festnahme Polanskis ausgerechnet eine Einladung zu einem Anlass in der Schweiz genutzt worden sei.

Aufregung in Polen
Aufregung auch in Polen, wo sich Ministerpräsident Donald Tusk dagegen ausgesprochen hat, die Verhaftung Polanskis zu einer "national-politischen" Angelegenheit hochzuspielen. Er sehe keinen Grund, ein "nationales Geschrei zu erheben", denn niemandem geschehe Unrecht, sagte Tusk dem privaten Fernsehsender TVN24 am Dienstag. Es sei ein strafrechtlicher Sitten-Fall. Sein Land müsse alle Maßnahmen ergreifen, die gegenüber jedem polnischen Bürger in solch unangenehmer Situation ergriffen werden sollen, so Tusk. Polanski habe ein schweres Verbrechen begangen, bemerkte Polens Regierungschef. Es sei bekannt gewesen, dass die Amerikaner in solchen Fällen hart blieben.

Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles wehrt sich indes gegen Kritik, das Missbrauchsverfahren gegen Polanski nicht korrekt geführt zu haben. Es sei unzutreffend, dass sie sich nicht um die Verhaftung des Filmemachers bemüht habe, seit dieser 1978 geflüchtet sei, erklärte die Justizbehörde am Montag.

Reichlich Besuch in seiner Zelle
Der 76-Jährige hat in seiner Gefängniszelle in Zürich bereits am Montag viel Besuch bekommen. Seine Frau, die französische Schauspielerin Emmanuelle Seigner, tröstete ihn und zeigte sich nach eigenen Angaben "schockiert, aber kampfeslustig". Wie Schweizer Medien am Dienstag berichteten, wurde der prominente Gefangene gegen Abend vom französischen Konsul in der Schweiz, Jean-Luc Faure-Tournaire, sowie dem polnischen Botschafter Jaroslaw Starzyk besucht. Beide Länder wollen sich für eine Freilassung Polanskis einsetzen.

Unterdessen berichtet die Boulevardzeitung "Blick" am Dienstag detailliert, dass sich Polanski seit Jahren völlig unbehelligt und niemals versteckt im Prominentenurlaubsort Gstaad im Berner Oberland aufgehalten habe. Er besitzt dort ein Chalet. Zuletzt sei er im August dort gewesen. "Er zeigt sich in der Region gerne und oft. Seit Jahrzehnten. Man sah ihn überall. Warum man ihn jetzt gerade verhaften musste, ist schon überraschend", wird Tourismusdirektor Roger Seifritz zitiert. Nach Angaben der dortigen Polizeibehörden war von einem Haftbefehl nichts bekannt.

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(Bild: kmm)



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