Landestheater

Liebe in Zeiten der Techno-Party

Salzburg
27.02.2017 14:04

Aus persönlichen Gründen ich konnte ich dieses Mal nicht die Premiere besuchen, man ließ mich in die Generalprobe, was gewöhnlich nicht gestattet wird. Nach mehreren Versprechen meinerseits doch. Was Sie folgend lesen, sind Eindrücke von Puccinis "La Bohème" im Haus für Mozart wie gesagt: es war eine Probe!

Dass da die Sänger (selbst im Sommer) nicht alles aussingen was ihnen manche verübeln , ist eine pragmatische Selbstverständlichkeit. Da lässt sich nicht viel sagen, manchmal bloß erahnen. Luciano Ganci (Rodolfo) und David Pershall (Marcello) wirkten redlich bemüht und desgleichen wie in ihren Stimmen gefangen. Sehr feine Linien und tief gezogene Gefühle ließ Shelley Jackson hören schön!

Dieser Rodolfo hat ja offenbar ein Diplom im Fach "Scheinheilige Liebe": Nicht der Eifersucht wegen will er Mimi verlassen, nein, sondern weil sie schwer krank ist. Ein "feiner" Herr und das Wehklagen am Schluss ist auch bloße Maskerade. Die Inszenierung von Andreas Gergen hat sich mir nicht zur Gänze erschlossen. Fast jeder Regisseur will meist ja unbedingt heutig sein. Gegenwart heißt die Losung. So beginnt das Ganze mit "Wumm Wumm Wumm". Das sieht man zuerst nur in den Zappel-Zuckungen weiß gekleideter Jugendlicher (etwa eine Anstalt?), danach hört man die Techno Beats immer wieder mal, quasi als "Flechtwerk". Flugs geht es auch wieder in die Romantik. Wozu dieser brachiale Spagat? Keine Ahnung. Für Gergen sind die aktuellen Bohèmiens die zugedröhnten Techno-Orgiasten etwa im Berliner "Berghain" Club. Kennt ja jeder (ha,ha) und hat auch schon gute 30 Jahre auf dem Wumm-Wumm-Buckel. Also: Gegenwart sehr fern.

Wie gehen Mirga Grainyté-Tyla und das Mozarteumorchester mit der Musik um? In den ersten Bildern dachte ich, hier "explodiert" ein Druckkessel, wenn nicht alle Ventile geöffnet werden. Es geht etwas ruppig zu, was sich allerdings danach in einen ruhig fließenden Ton mit berührenden Stimm-Wellen verwandelt. Wie gesagt: eine Probe. Nicht alles, doch einiges kann anders sein.

Hans Langwallner, Kronen Zeitung

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