Nachruf

Alt-Erzbischof Eder ist tot

Salzburg
20.09.2015 21:40
Alt-Erzbischof Dr. Georg Eder starb im Alter von 87 in seiner Heimatgemeinde Mattsee. In den dreizehn Jahren seiner Amtszeit ging er durch das Fegefeuer harter Kritik Ein Nachruf.

Er war noch nicht gewählt, da drang bereits die erste Legende durch die dicken Mauern des Erzbischöflichen Palais: Als das Kuvert aus dem Vatikan mit dem Dreier-Vorschlag für die Wahl des neuen Erzbischofs im kalten Dezember 1988 geöffnet wurde, da sei einer der Domkapitulare vor Schreck in Ohnmacht gefallen: Die Auswahl zwischen Andreas Laun, dem wortgewaltigen Pater aus Wien, Klaus Küng, dem erzkonservativen "Opus dei"-Anhänger und Georg Eder, dem früheren Sekretär und "Hofkaplan" des letzten als "Fürsterzbischof" von Salzburg titulierten Oberhirten Andreas Rohracher hätte einen Schock ausgelöst. Die Entscheidung fiel für Dr. Georg Eder, in dieser Zeit Pfarrer von Altenmarkt im Pongau. 700 Menschen kamen später in Bussen zu seiner Weihe. Er selbst war unsicher und fuhr nach Altötting, wo Kurt Krenn, Weihbischof in Wien, weilte. Der drängte Georg Eder nach tagelangen Gesprächen, unter allen Umständen das Amt anzunehmen und den strikt konservativen Kurs der Kirche zu verstärken.

Bischof zwischen den Zeiten
So stimmte der am 6. März 1928 als drittes von sechs Kindern des Gräblerbauern geborene Eder zu. Und er wurde dadurch zu einem Bischof zwischen den Zeiten. Vor ihm Karl Berg, der väterliche Geistliche aus Radstadt, der nirgendwo aneckte, doch nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl zum Revolutionär wurde und gegen radioaktive Gefahren auftrat. Nach ihm Alois Kothgasser, weltgewandter, belesener Wissenschafter, der bei Hochschulwochen brillierte und nie in die von kirchenfeindlichen Medien ausgelegten Fallen ging. Eder wirbelte um sich: Er setzte zu liberale Funktionäre ab, ließ eine Firmung wegen des Verhaltens der Jugendlichen platzen, gab zu Rockmusik, Abtreibung und all den anderen "aufgelegten" Themen Kommentare und Interviews und schließlich erkaltete der Kontakt mit der Superintendentin der evangelischen Kirche. Die strenge Frömmigkeit und das absolute Gottvertrauen Georg Eders konnten in einem gnadenlos gewordenen Medienzeitalter gegen den "mainstream", der wie ein Gebirgsbach dahin fließenden öffentlichen Meinung, keinen Schutzdamm mehr bauen. Bei unseren Zusammentreffen im Palais oder in der Altstadt freute er sich, ganz selten tranken wir ein Achterl Rotwein: Die "Krone" machte bei den Kampagnen nicht mit. Gedrückt von der Last der Kritik ersuchte er im Vatikan um einen "Helfer" und bekam mit Andreas Laun einen neuen Weihbischof. Jakob Mayr blieb in seinem Amt und kümmerte sich um den Tiroler Anteil der Erzdiözese.

Seine Anhänger bezeichneten es als "Hochwasser-Wunder": Als am 12. Februar 2002 nur noch sieben Zentimeter die Salzburger Altstadt von einer Überflutung durch die Salzach trennten, ging Georg Eder mit dem Allerheiligsten in der Monstranz ans Ufer und segnete die Naturgewalten. Der Wasserstand sank rapid ab. Geplagt von neurologischen Leiden reichte er im November 2002 seinen Rücktritt ein. In seiner Heimatgemeinde starb er nun: 87 Jahre alt.

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