"Das große Thema dieser Synode war nicht die Homo-Ehe, Pardon", sagte der Wiener Erzbischof. "Das große Thema ist, dass überhaupt nicht geheiratet wird, und zwar weltweit." Stattdessen täten sich die Menschen zusammen und blieben beieinander - und diese gelte es zu begleiten, wie Papst Franziskus bereits beim Ad-Limina-Besuch der österreichischen katholischen Bischöfe in Rom betont habe. "Das Erstaunliche ist, dass dieser Blickwinkel Angst auslöst."
Der Papst selbst habe in seiner Abschlussansprache vor der "Versuchung der feindlichen Erstarrung" der Traditionalisten gewarnt, ebenso wie vor falscher Barmherzigkeit eines "zerstörerischen Gutmenschentums". Die Botschaft der Synode sei jedenfalls das Thema selbst, nämlich sich intensiv mit dem Thema Familie zu beschäftigen.
"Kirche muss Tunnelblick weiten"
Im Schlussdokument nicht durchgesetzt hat sich Schönborn nach eigenen Worten mit seinem Vorstoß, für das Thema Ehe und Familie einen ähnlichen Blickwinkel einzunehmen, wie es das Zweite Vatikanische Konzil für Glaubensgemeinschaften außerhalb der katholischen Kirche getan habe. Das Motto müsse lauten: "Schauen was da ist und das, was da ist, begleiten", so der Kardinal. Auch die Kirche müsse ihren Tunnelblick weiten und sich den Familienrealitäten zuwenden, meinte er.
Dass die Passage zum Umgang mit Homosexuellen im Schlussdokument nicht die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit erhalten hat, ist laut Schönborn auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Einerseits habe die Anerkennung von im Ausland geschlossenen Homo-Ehen durch Roms Bürgermeister Ignazio Marino das Votum mitbeeinflusst. Andererseits habe das "aggressive, massive Lobbying" internationaler Organisationen für die Ehe gleichgeschlechtlicher Paare samt Verknüpfung mit finanzieller Hilfe für arme Länder für Verärgerung gesorgt.
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