Ein Rückblick

18 Jahre Stadtchef: Ära-Ende für Heinz Schaden

Österreich
29.07.2017 09:44

Aus und vorbei: Heinz Schaden ist nach 18 Jahren als Bürgermeister von Salzburg durch ein - nicht rechtskräftiges - Urteil im dritten Finanzskandal-Prozess aus dem Amt gehoben worden. Auch wenn er in die Berufung geht, auch wenn er über das Wochenende nachdenkt und es wohl erst am Montag offiziell wird: Die Ära ist zu Ende. Im Herbst kommen Neuwahlen.

Betroffenheit, Schulterklopfen, Durchhalteparolen: Vor dem Landesgericht spielten sich berührende Szenen ab, das zermürbende Warten auf ein Urteil zehrte an den Nerven. Bürgermeister Heinz Schaden kam um 17.45 Uhr, gefasst. Vor dem Eingang nahmen ihn seine Wegbegleiter in die Arme. Dann flossen die Tränen.

Bürgermeister am Radl
Es war ein langer Weg, bevor der frühere Pressereferent der Arbeiterkammer, Dr. Heinz Schaden, gelernter Diplomat, geboren 1954 in Graz, Stadtchef von Salzburg werden konnte. Seit 1999 ist er aber Bürgermeister. Immer und überall mit dem Radl da.

Costa Concordia und Bombe überlebt
Hektisch oft: Viele Termine an einem Abend, im Theater geht er oft nach der Pause, Touren auf seinen geliebten Gaisberg und weite Reisen sind sein Hobby. Eine Kreuzfahrt mit der Costa Concordia. Das Schiff geht unter. Er habe viele Tote gesehen und nicht gewusst, ob er die Nacht überleben werde. Todesangst.

Seine chinesische Frau Jianzhen liebt er über alles: Mit ihr reist er nach Istanbul und beschließt, vor einem Besuch der Einkaufsstraße Istikbal noch eine Kaffeepause einzulegen. Minuten später detoniert dort eine gewaltige Bombe. Schaden hat wieder einmal überlebt.

Schuldenfreie Stadt
Die Stadt machte er schuldenfrei, und so kann er seine Bauprojekte verwirklichen. Die meisten Termine für die Fertigstellung sind für 2018 programmiert. Als Bürgermeister wird Heinz Schaden dies nicht mehr erleben. Das abrupte Ende eines Lebenswerks.

Fassungslosigkeit und Neuwahlforderungen
Die Urteile waren am Freitagabend kaum gesprochen, da trudelten bereits erste politische Reaktionen ein. Die SPÖ der Stadt Salzburg kündigte ein offizielles Statement von Bürgermeister Heinz Schaden am Montag an. SPÖ-Landesparteichef Walter Steidl zeigte sich "fassungslos". Ein Komitee namhafter Salzburger Persönlichkeiten aus der Sozialdemokratie stellte sich indes hinter die Parteikollegen Schaden und Ex-Landeshauptmannstellvertreter Othmar Raus.

Unterdessen forderten die NEOS sofortige Bürgermeister-Neuwahlen. "Schaden hat nach der heutigen Verurteilung die logische Konsequenz zu ziehen und sein Amt zur Verfügung zu stellen", forderte Klubobmann Sebastian Huber. Auch die FPÖ forderte am Freitagabend den Rücktritt Schadens und Neuwahlen. Die Freiheitlichen wollen diese am liebsten gemeinsam mit Gemeinderatswahlen durchführen, die regulär aber erst 2019 am Plan stünden.

Hans Peter Hasenöhrl und Michael Pichler, Kronen Zeitung/krone.at

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